Unangepasste Pop-Musik? Das klingt erstmal nach einem offenkundigen Widerspruch und einem weit hergeholten Verkaufsargument. Zumindest wurde „Antiheld“, das Debütalbum der Hamburgerin Mona M, ungefähr so beworben.  Stimmlich dürfte sie so einigen bekannt sein, schließlich findet sich die umtriebige Produzentin, Songwriterin und Sängerin in Produktionen von beispielsweise Haftbefehl, Maxim und Jessy Martens.

Schon nach einen Durchlauf des Albums muss ich eingestehen, dass das eingangs benannte Attribut trotz (oder gerade wegen) seines inhärenten Widerspruchs irgendwie naheliegend erscheint. Mona M zimmert nämlich elf Songs zusammen, die aus den Sparten Elektropop, Hip Hop, Indie und vielleicht sogar ein bisschen Punk eine ganze Menge Referenzen vorzuweisen haben. Ein Blick auf die Biographie der Künstlerin lässt diese Mixtur durchaus sinnig erscheinen: Neben ihrer Tätigkeit für unter anderem namhafte Acts verdingt sich Mona M als Türsteherin, Gesangslehrerin und Putzfrau. Dass dieser Umstand Einblicke in sehr verschiedene Bereiche der Gesellschaft gewährt und sich in der eigenen Persönlichkeit niederschlägt, ist nachvollziehbar – vor allem mit Blick auf „Antiheld“. Zwischen großer Klappe, Sarkasmus und Verletzlichkeit zeigt sich Mona M von einer aufrichtigen und menschlichen Seite – und steht damit in gewisser Weise selbst wie auch ihr Album antithetisch zu poppiger Makellosigkeit. Oder wie sie es selbst in „Blues in M“ auf den Punkt bringt: „Du legst deine besten Platten auf, aber das Leben springt“. Dass die Hamburgerin von der Produktion, Promotion und Videodreh quasi alles selbst wuppt, ist zwar mit Blick auf ihre Persönlichkeit und das Albumkonzept zwar konsequent, aber nicht minder bemerkenswert.

Nonkonformismus, DIY und Pop verhielten sich für mich bisher eher konträr zueinander. Mona M hat mich eines Besseren belehrt. „Antiheld“ steht wie nur wenige Alben für Pop, der Grenzen nicht nur austestet, sondern sie überschreitet. Das ist nicht nur ungemein erfrischend, sondern angesichts der (von mir wahrgenommenen) zunehmenden Trivialisierung der Musiklandschaft auch ein wichtiges Signal. Volle Punktzahl!

[DIY 2019]