Im Grunde ist Indie ein ziemlich weit gefasster Begriff. Er kann sich auf das wirtschaftliche und musikalische Selbstverständnis eines Labels oder einer Promo-Agentur beziehen, aber auch eine bestimmte Musikrichtung meinen. Besonders letzteres Verständnis führt oftmals dazu, dass Indie eher als ästhetisches Prädikat mit ziemlich genauen Vorstellungen begriffen wird. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Jede*r sollte Musik so einordnen, wie es ihm beziehungsweise ihr zusagt. Es wird nur ab dem Punkt problematisch, an dem sich Genre-Begriffe zu sehr abnutzen und beliebig werden.

Im Fall von Black Light White Light weicht die Musik durchaus von meinen anfänglichen Erwartungen ab. Auf den ersten Blick vielfach als Indie-Band angekündigt, kratzt diese Beschreibung nur an der Oberfläche ihres Sounds. „Horizons“, nach zwei EPs und zwei Studioalben die fünfte Veröffentlichung der dänisch-schwedischen Gruppe, zeigt sich nämlich deutlich vielschichtiger und komplexer, als ich erwartet hätte: Fuzzrock, Psychedelic Rock und eben moderne Indie-/Pop-Klänge bestimmen das Klangbild und lassen unweigerlich an The Velvet Underground, Pink Floyd und die Beatles denken. Black Light White Light setzen aber zum Glück nicht auf pure Reproduktion der genannten Bands, sondern verweben ihre Einflüsse zu einer individuellen, einnehmend-dichten Klangkulisse. Besonders geil ist übrigens „Forward Backwards“, das so klingt, als hätten sich die Beatles und die Gorillaz mit viel LSD in einen Proberaum eingeschlossen.

Black Light White Light sind zwar nur im weitesten Sinne Indie, aber das tut der Verrücktheit der Platte keinen Abbruch, im Gegenteil. Wer könnte sich nicht im Sound der Band verlieren, wenn diese sich in „Never Going Back“ wortwörtlich in Ekstase spielt und diese sowie das Album selbst in „Solstice“ so wunderbar ausklingen lässt. Fans von Musik mit einer ordentlichen Retro-Schlagseite dürften begeistert sein.

[Forward Backwards Recordings 2018]