Manchmal werde ich das Gefühl nicht los, dass Schweden und die übrigen skandinavischen Länder regelrechte Brutstätten für Musiker*innen aller musikalischen Couleur sind. Gefühlt (und vermutlich auch tatsächlich) bringt niemand anders, gemessen an der Gesamtbevölkerung, so viele Künstler*innen hervor. Und es scheint wirklich so zu sein, als ob die Quantität der Qualität keinen Abbruch täte. Ob es an kulturpolitischen Maßnahmen liegt oder an einer besonderen Musikkultur, sei nun mal dahingestellt, irgendwie bedingen sich diese Faktoren schließlich gegenseitig. Fakt ist jedoch, dass es in puncto Gitarrenmusik überdurchschnittlich viele mitreißende Künstler*innen aus den besagten Ländern gibt.
Ein weiterer Musiker in dieser Reihe ist ohne Frage Albert af Ekenstam. Nach seinem Debüt-Album „Ashes“, welches letztes Jahr erschien, veröffentlicht der Schwede Ende August nun die Nachfolge-EP „Hundred Miles“. Die vier Songs der EP entstanden unter dem Eindruck von innerer Zerrissenheit, welche den Wahl-Stockholmer weg von der Großstadt in die Abgeschiedenheit der schwedischen Provinz Dalarna. Dort gelang es dem Musiker, seine Emotionen in Musik zu gießen. Und das hört man „Hundred Miles“ zu jedem Zeitpunkt an. Die Songs der EP wirken nachdenklich und melancholisch, ohne ins Klischeehafte abzudriften. Das liegt im wesentlichen an der Kürze der Veröffentlichung. Die Texte der Platte entstanden in Zusammenarbeit mit af Ekenstams guter Freundin Sumie Nagano, und auch bei den Aufnahmen unterstützten ihn Daniel Ögren und Ulrik Oding.
„Hundred Miles“ ist eine EP, die gewöhnliche Indie-Grenzen überschreitet, weil sie mehr Platz für Melancholie und Intimität lässt. Besonders deutlich wird dieser Umstand in „Our Stories“, wenn af Ekenstam zusammen mit Ane Brun singt. Wow.
[Moondog Entertainment 2018]