Erinnert sich noch wer an „Hey There Delilah“? Plain White T’s, eine bis dahin nicht allzu bekannte Pop Punk-Band aus den Staaten, landete mit besagtem Song 2007 einen ordentlichen Überraschungshit. Ich ging damals noch zur Schule, und wirklich bei jeder Gelegenheit dröhnte mir dieses Lied entgegen. Der Hype hielt fast zwei Jahre an, bis ich mein Abitur in der Tasche hatte. Danach hörte ich nie wieder etwas von der Band. Kurzum: Bevor Check Your Head mir die neue Platte der US-Amerikaner ins Postfach spülte, hatte ich letztere nahezu vergessen. Eine kurze Recherche zur Band offenbarte mir dann, dass in der Zwischenzeit mit „The Wonders oft he Younger“ (2010) und „American Nights“ (2015) immerhin zwei Alben erschienen sind. An den Erfolg der Single „Hey There Delilah“ konnte die Band trotz einiger Platzierungen in den Single- und Albumcharts nicht mehr anknüpfen.

Mit „Parallel Universe“ schicken sich die Jungs an, wieder präsenter in der Musiklandschaft zu sein. Dabei musste die Band ein hörbares Wagnis eingehen: Um nicht auf der Stelle zu treten, haben Plain White T’s deutlich an ihrem Sound geschraubt und haben ihren folkigen Pop Punk sehr viel elektronischer aufpoliert. Das Resultat: Der Eingängigkeit tut der kleine Stilwechsel keinerlei Abbruch, im Gegenteil. Allerdings klingt „Parallel Universe“ für mich wie jede andere x-beliebige Scheibe, die im Radio auf und ab gespielt wird. Eigentlich ein bisschen schade: Hatte ich zunächst noch das Gefühl, dass ich es bei „Parallel Universe“ zwar mit einer extrem aufpolierten und makellosen, aber dennoch profillastigen Pop-Platte zu tun habe, wurde diese Hoffnung mit jedem Song immer kleiner. Der Opener „Light Up The Room“ hat einen wunderbaren Flow und erinnert mich stark an Imagine Dragons großartigen Hit „Radioactive“. Doch die Vibes, die Plain White T’s hier noch versprühen, werden leider immer weniger. Guter Pop definiert sich eben nicht nur über Eingängigkeit und die Fähigkeit, aktuelle musikalische Trends gut aufgreifen zu können. Und nicht nur die Musik wird immer beliebiger. Gerade mit Blick auf die Texte der Platte muss ich das feststellen: Songs über Frauen und die Liebe, klar, das ist der Stoff vieler guter Songs. Oder gar ganzer Alben. Plain White T’s übertreiben es aber wirklich ein wenig. In jedem der insgesamt vierzehn Songs betrauert das lyrische Ich den Verlust einer geliebten Frau. Oder ist in eine neue verliebt. In. Jedem. Gottverdammten. Song. Wäre nur halb so wild, wären die Texte nicht so schrecklich trivial: „Suffocate me with your love | I can never get enough | Please bury me“. Viel deeper wird’s nicht, versprochen.

Ein bisschen enttäuscht bin ich schon, wenngleich ich vor dem Hören der Platte keine großen Erwartungen hatte. Während die ersten Songs der Platte noch in gewisser Weise zu überzeugen vermögen, geht dem Album in der zweiten Hälfte deutlich die Luft aus. Zu immer beliebiger werdenden Songs gesellen sich Texte, die man bestenfalls als „jugendlich“ beschreiben könnte. Aus kommerzieller Sicht dürfte sich das Wagnis der Band wortwörtlich auszahlen und dieser eine neue Klientel erschließen. Ob man bei all der musikalischen Zweigleisigkeit des Albums noch von einem Wagnis sprechen kann, ist eine andere Frage. Wer unironisch und aufrichtig „Charts“ hört und eher das Radio aufdreht als den Plattenspieler, könnte allerdings Spaß mit „Parallel Universe“ haben.

[Spinefarm Records/Universal 2018]