Eigentlich bin ich immer ganz froh, wenn sich nicht schon wieder die tausendste Whatevercore-Band gründet, die nur irgendwelchen temporären Trend hinterher rennt. Zu jener Zeit, als Ende der 2000er Jahre Deathcore schwer angesagt war, schossen die Retorten-Bands wie Pilze aus dem Boden. Und jede wollte einen krasseren Namen, ein noch unleserlicheres Logo und (ganz wichtig) die krassesten Breakdowns haben. Mann, war das ermüdend. Ein paar Jahre später hatte sich das Problem quasi „biologisch“ erledigt und die Kapellen gingen im großen Meer der Belanglosigkeit unter. Was für die aufgedunsene Szene eher gut als schlecht war.
Worauf ich letztlich hinaus will: Ich finde es grundsätzlich spannender, wenn junge Bands die Szene-Klassiker für sich entdecken und auf ihre Weise rezipieren. Hierzu gehören auch YourTimeUseIt aus Aachen, die sich 2015 gründeten und nun mit „The Cure The Music“ eine neue EP am Start haben. Ein Zuhause hat die Scheibe auf dem kleinen Freiburger Indie-Label Stay Cold Records gefunden. Diesen Umstand hört man der 6-Song-EP tatsächlich an, und ich meine das nicht negativ. Im Gegenteil: „The Cure The Music“ klingt so richtig schön schrammelig-kratzig nach DIY, weil es das einfach ist. Das passt sehr gut zum melodischen Oldschool Hardcore-Sound der Band, die als Referenzen unter anderem Snapcase und Comeback Kid angeben. Letztere höre ich tatsächlich nicht so wirklich raus, erstere dafür umso mehr. Besonders schön ist aber, dass YourTimeUseIt irgendwie ein bisschen den Vibe der großartigen Good Riddance eingefangen haben. Können Klassiker würdevoller altern? Für Freund*innen der alten Hardcore-Schule sind die Aachener definitiv ein Ohr wert.
[Stay Cold Records 2018]