So viel vorab: Palace Winter verstehen ihr Handwerk zweifellos. Schon eine ganze Weile ist mir keine so gut produzierte Platte mit so ausgetüftelten Songs untergekommen. Umso mehr verwundert mich der Umstand, dass das dänisch-australische Duo mit „Nowadays“ erst ihr zweites Album veröffentlicht. Zwar ist die bloße Zahl der Alben noch keine Referenz für die Qualität der Musik. Allerdings agieren die beiden Musiker so souverän, als wäre das aktuelle Level bereits längst der Mindeststandard.
Aber der Reihe nach. „Nowadays“, der neue Longplayer des besagten Duos, scheint seine Einflüsse von überall her zu nehmen. Die deutlichste Referenz sind aber zweifelsohne The War On Drugs, deren Album „A Deeper Unterstanding“ erst dieses Jahr mit einem Grammy in der Kategorie „Bestes Rockalbum“ ausgezeichnet wurde. Besonders deutlich hört man dies in Songs wie „The Ballroom“ und „Come Back“. Doch nicht nur handwerklich wissen Palace Winter zu glänzen, auch textlich lässt sich Substanz entdecken. So behandeln diese mit dem Tod und dem Erwachsenwerden zwar wahrlich keine neuen Themen, aber auf die Art und Weise kommt es ja bekanntlich an. Hier sei die erste Single „Take Shelter“ wärmstens empfohlen.
Auch wenn mir „Nowadays“ an einigen Stellen eine Spur zu glatt und zu perfekt ist, macht sich das Album nach einigen Durchläufen immer besser. Palace Winter dürfte sich jetzt die Gelegenheit bieten, zu einer Konsens-Band zu werden. Einer guten, versteht sich.
[Tambourhinoceros 2018]