Subkultur und Pop, das ist so eine Sache. So mache*r Szenepurist*in kriegt da schon mal einen Anfall, wenn sich Bands auch nur ansatzweise einer breiteren Klientel öffnen. In meinen Augen eine relativ unbegründete Paranoia, zeigen doch Bands wie Bring Me The Horizon, wie gut eine ordentliche Schippe Pop Appeal tun kann. Ob’s dann gefällt, das muss jede*r für sich entscheiden.
Wer sich hauptberuflich in den Emo-, Post Punk- und Post-Harcore-Gefilden bewegt, der wird von der krassen Zunahme der Zahl an poppigen Indie-Bands in den letzten Jahren nicht besonders überrascht sein. Ich hatte diese Entwicklung zugegebenermaßen relativ konsequent ignoriert, gerade weil ich Bands wie Heisskalt zunächst interessant, schon bald aber eklig kitschig und weichgespült fand. Mit gewissen Vorbehalten lief demnach „Wir werden niemals fertig sein“, der neue Longplayer von Neufundland, in meiner Playlist. Zu meiner großen Erleichterung haben die zwölf Songs aber einen durchaus guten Eindruck hinterlassen. Neufundland schaffen es, mithilfe elektronischer Spielereien eine wohlige Soundatmosphäre aufzubauen, ohne einen zu sehr in Zuckerwatte zu packen. Während der Opener „Alles was bleibt“ schon fast nach Punk klingt, erinnert „Sag was du willst“ schon sehr an Tomte. Mein Favorit ist jedoch das mitreißende „Ich sehe was“, nicht zuletzt weil es mich stark an „We Ran“ von Orange Yellow Red denken lässt.
Insgesamt legen Neufundland mit „Wir werden niemals fertig sein“ ein rundes und abwechslungsreiches Indie-Album mit viel Pop Appeal hin, das selbst für kritische Ohren zu keinem Zeitpunkt unerträglich tranig klingen sollte. Vermutlich werden Indie-Pop und ich in diesem Leben keine allzu dicken Freunde mehr, aber für einen High Five hat’s gereicht. Und mal sehen, mit Blick auf den Albumtitel könnte das vielleicht doch noch ein bisschen ernster zwischen uns werden.
[Neufundland 2017]