Wenn ein vielseitig aktiver Künstler wie Peter Piek Musik macht, klingt das für ein minimal in die Jahre gekommenes Hardcore Kid wie mich erstmal recht abgefahren. Da der Leipziger nicht nur Musiker, sondern eben auch Autor, Performance-Künstler und Maler ist, kann man sich vorstellen, dass sein Verständnis von Ästhetik und sein Zugang zu Themen ein multivariater ist. Über die Qualität der Musik sagt das freilich noch nichts aus, weckt aber erstmal Interesse. Zumindest war das in meinem Fall so. Ich wollte wissen, wie ein Mensch wie Peter Piek sich musikalisch ausdrückt.

Um das Fazit zumindest ein bisschen vorweg zu nehmen: Wirklich spannend! „Electric Babyland“ ist zwar definitiv kein Album, dass sich bereits nach ein oder zwei Durchläufen in seiner ganzen Pracht entfaltet. Allerdings lohnt sich es sich, Geduld zu haben und dran zu bleiben. Wenn die neun Songs nämlich ein paar Mal das Trommelfell und schließlich die Hirnrinde passiert haben, erkennt man, dass die Songs zwar trotz reduziert-poppiger Basis durchaus vielschichtig sind, aber zu keiner Zeit verkopft rüberkommen. Ergibt das Sinn? Dieser Umstand ist tatsächlich schwer in Worte zu fassen, daher empfehle ich einfach, mal selbst ein Ohr zu riskieren. Ein Umstand, der die Platte allerdings besonders interessant macht, ist die Art und Weise, wie Peter Piek Musik begreift beziehungsweise seinen Hörer*innen (be)greifbar machen will. „Electric Babyland“ setzt starke Akzente in puncto Ästhetik, die sich vor dem hörenden Auge abzeichnen. Auch das klingt komisch, oder? Wie gesagt, hört euch das Ding selbst an. Ihr wisst dann, was ich meine.

Genre? Referenzen? Frag mich was Leichteres! Ich kann nur immer wieder zur eigenen Beschäftigung mit Peter Pieks Musik animieren. In einer gemeinsamen Publikation mit dem Maler und Zeichner Michael Goller aus dem Jahr 2005, fragte er einmal: „Kann man Farben hören?“ „Electric Babyland“ beantwortet diese Frage mit einem entschiedenen „Ja“!

[What We Call Records 2018]