Zugegeben, Vorzeichen gab es eigentlich genug: Egal ob „Rock’n’Roll“ oder „Alles Verboten“, schon bei einigen Gelegenheiten haben Marteria und Casper gezeigt, wie gut sie miteinander können. Kein Wunder, denn im Laufe der Jahre sollten beide Rapper eine durchaus ähnliche Entwicklung durchmachen. Wie keine anderen stehen die beiden für Rap mit Pop-Appeal, der Aggro Berlin und Gangsta Rap-Konsorten ernsthaft etwas entgegenzusetzen hatte. Make German Rap great again, sozusagen. Umso mehr sei den beiden ihr Erfolg gegönnt.

Doch abseits dieser Entwicklung verbindet Casper und Marteria weitaus mehr, vor allem biographisch. Nach dieser Feststellung konnten die beiden es kaum erwarten, den Hype noch einmal anzuheizen und ein lange spekuliertes Kollabo-Album aufzunehmen. Die Überraschung ist den beiden trotz immer wieder mehr oder weniger latentem Hype gelungen. „1982“, benannt nach dem gemeinsamen Geburtsjahr der Rapper, ist ein Album, das seinesgleichen sucht. Noch nie, und damit meine ich wirklich nie, schaffte es ein Rap-Album in meinen Augen beziehungsweise Ohren so phänomenal gut, Alt und Neu zu verbinden und gleichzeitig so eingängig zu sein. Um bei den Superlativen zu bleiben (weniger verdient das Album auch nicht): „1982“ geht besser runter als jede Butter. Es ist nahezu unmöglich, einen vergleichsweise schwachen Track auszumachen, denn durch den Mixtape-Charakter umfasst das Album im Grunde nur Hits. Besonders herausragend ist jedoch „Absturz“: Hier schwelgen Casper und Marteria in Erinnerungen und sehnen sich nach Zeiten zurück, in denen vieles prekärer, aber doch um einiges unbeschwerter war. Ein Gefühl, das jede*r in einem gewissen Alter kennen dürfte. Melancholischer Overload, und als ob das nicht genug wäre, setzt Feine Sahne Fischfilet-Fronter Monchi dem Track noch mit einem Gänsehaut-Part die Krone auf. Alter Schalter, ist das geil!

Die Erwartungen waren zweifellos astronomisch hoch, Marteria und Casper haben diese trotzdem bei weitem übertroffen. Auf „1982“ wächst zusammen, was zusammen gehört, und man könnte nicht zuletzt mit Blick auf das Album-Cover meinen, die beiden seien bei ihrer Geburt getrennt worden. Ich bin mit jedem Durchlauf mehr und mehr geflasht, und deshalb ist „1982“ für mich bereits jetzt ein heißer Anwärter auf mein persönliches Album des Jahres.

[Zwei Bernds tanken Super 2018]