Mit Blick auf die letzten zwölf Monate kann man wohl mit Fug und Recht sagen, dass der Output an Hardcore-Releases nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ beachtlich war beziehungsweise ist. Ein sehr erfreulicher Zustand, habe ich das die Jahre davor noch nicht so wahrgenommen, im Gegenteil. Auch wenn die Zahl der Retortenbands immer noch hoch ist, scheint sich langsam ein gewisses Grundniveau einzupendeln, mit dem ich durchaus leben kann.
An diese Basis knüpfen Eisberg an. Obwohl im US-amerikanischen Boston gegründet, kommen die Mitglieder aus Luxemburg, Österreich und Großbritannien. So divers die Band sich personell darstellt, kann man dies auch von ihrer Musik behaupten. Auf ihrem neuen Output „Few Will Remain“ zeigen die Jungs, dass sie sich einmal quer durch die (lokalen) Hardcore-Subgenres gehört haben: Madball, Trapped Under Ice, Turnstile, aber auch Cro-Mags hatten einen hörbaren Einfluss auf die Platte. Eisberg definieren hier Genre-Grenzen nicht neu, loten aber ziemlich gut aus, was guter Hardcore, egal ob Old- oder New School, zu bieten hat. „Few Will Remain“ hat gewaltig Bums und tritt immer an der richtigen Stelle auf’s Gaspedal oder die Bremse. Zudem ist die Scheibe schön druckvoll produziert, was den Spaßfaktor nochmal deutlich nach oben schraubt. Das Sahnehäubchen sind aber ohne Frage die wirklich überzeugenden Gastauftritte von Mitgliedern der Genre-Kollegen AYS, Dead Swans und Venom Prison.
„Few Will Remain“ bietet sieben abwechslungsreiche Songs in knapp 20 Minuten. Besonders hervorzuheben ist an dieser Stelle „Moving On“: Dieser Song erinnert mich stark an die Dresdener Risk It, die ebenfalls ziemlich gut darin sind, bereits Bestehendes bestmöglich in Szene zu setzen. Wie gesagt, Eisberg erfinden das Rad nicht neu, liefern aber mit ihrem Debüt-Album beziehungsweise -EP ein echt ordentliches Ding hin. In Zukunft gerne mehr davon!
[BDHW 2018]