Wenn ich mit meinen Besten um die Häuser gezogen bin, habe ich mich fast immer auf den Heimweg gefreut. Klingt absurd, aber für mich gab es nach einer langen, ausschweifenden Sommernacht kein schöneres Gefühl, als mich mit ein paar geilen Songs auf den Ohren und etwas Restalkohol im Blut der aufgehenden Sonne entgegen auf den Heimweg zu machen. Kurzum: Ich war kaputt und zerstört, aber glücklich. Ein Lebensgefühl, was meine Studienzeit ziemlich gut beschreibt.

Für diese Anlässe hatte ich immer ein paar Lieblingssongs in der Playlist, die niemals fehlen durften. Mit „DUSK2“, dem zweiten Solo-Mixtape des Rappers DiscoCtrl, wächst diese Playlist gleich um mehrere Tracks. Einigen dürfte der Künstler, der in Austin und Berlin aufgewachsen ist, im Kontext der Rap-Combo Image Ctrl bekannt sein. Deren Debut-Album „Better Living Through Image Ctrl“ aus dem Jahr 2013 hatte mich damals geradezu umgehauen: Atmosphärisch-düsterer Southern Rap/Trap, der trotz seiner unaufgeregten Attitüde etwas Treibendes an sich hat. Perfekte Musik, um sich bei gutem Wetter einfach mit dem Longboard treiben zu lassen.

Nach diesem Prinzip (wenn auch etwas entschleunigter) funktioniert in etwa auch „DUSK2“: Wie auf dem Vorgänger „DUSK“ (erschien im Dezember 2016) erschafft DiscoCtrl eine düstere, apokalyptische Sound-Kulisse aus Synthesizer-Melodien und Vibes, die den Hörenden immer tiefer in den Bann ziehen. Ein besonders gutes Beispiel hierfür ist „Little Man“. Gleichsam soundtechnisch reduziert, aber mit wesentlich mehr Flow: die erste Single-Auskopplung „One Day Up“. Hier offenbart sich, auch in textlicher Hinsicht, auf eindrucksvoll Weise die düstere Gesamtstimmung von „DUSK2“.

Fassen wir zusammen: Mit „DUSK2“ beschert uns DiscoCtrl ein kleines Meisterwerk düsteren Raps, das zum Eintauchen in eine andere Welt einlädt, dabei aber erstaunlich „tanzbar“ daherkommt. Mit gut 20 Minuten Laufzeit ist das Vergnügen leider viel zu schnell vorbei. Ein Grund mehr, warum „DUSK2“ bei mir in der Dauerschleife läuft.

[Audiolith 2017]