Reggae , Ska und ich. Das ist so eine Sache. Eine komplizierte, um genau zu sein. Im Gegensatz zu vielen Menschen bin mit diesen Musikrichtungen nie richtig warm geworden, von Konsensbands wie Rancid oder Rantanplan mal abgesehen. Entsprechend kritisch und gespannt zugleich war ich, als mir Long Beach Records „Come Closer“, die neue EP von The Tips, ans Herz legte. Da ich trotz bestimmter musikalischer Vorbehalte nur schwer solche Angebote ausschlagen kann, wollte ich der Scheibe eine Chance geben.

Zugegeben, ein bisschen hat es gedauert, aber letztendlich hat sich der Sound des Trios aus Düsseldorf in meinem Gehörgang festgezeckt. Das liegt nicht zuletzt daran, dass The Tips zweifelsohne ein Händchen dafür haben, Hits zu schreiben. „Go“, zu dem bereits ein Musikvideo erschienen ist, hat durchaus das Potenzial, ein breiteres Publikum zu begeistern. Überhaupt sind die sechs Songs der EP erstaunlich vielseitig und griffig. Zudem, und das war gerade für mich als Skeptiker von zentraler Bedeutung, drängt sich kein Stil zu übergriffig in den Vordergrund, sodass der Sound der Band mit ihrem Mix aus Punk, Rock, Ska und Reggae in sich schlüssig wirkt. „Come Closer“, der gleichnamige Song, ist hier ein gutes Beispiel und aus diesem Grund mein Highlight der EP. Apropos Hits: Bei „Wait & buy“ haben die Red Hot Chili Peppers deutliche Spuren hinterlassen.

Nun kann auch ich als „Fachfremder“ in Sachen Ska und Reggae gut nachvollziehen, warum die Jungs so großen Anklang in und außerhalb der Szene gefunden haben. Mögen sie auch weiterhin viele Menschen mit ihrer Musik glücklich machen. Ein wenig auf den Geschmack gebracht haben sie mich zumindest schon.

[Long Beach Records 2018]