Viele Menschen erwarten, dass sich Punk und Hardcore ständig erneuern und verschiedene Einflüsse auf sich einwirken lassen. Ein ambitionierter Anspruch, der in meinen Augen auch nicht immer Sinn ergibt. Man denke nur an jene Zeit zurück, als der sogenannte „Christian Hardcore“ der absolut heiße Shit war. Über Musik lässt sich ja bekanntlich schlecht streiten, aber angesichts des Umstands, dass homo- und transfeindliche Abtreibungsgegner*innen wie For Today oder The Chariot anfingen, ihren reaktionären Scheiß in einer ihr weitestgehend konträren Subkultur zu predigen, habe ich regelmäßig eine richtige Krawatte gekriegt. Letztlich war dieser ganze Hype um „christlichen Hardcore“ auch ein großes Marketing-Label, an dem sich Gegner*innen und Fans gleichermaßen abarbeiten konnten. Kalkulierte Provokation eben.
Umso erfreulicher ist es, wenn es Bands wie World Negation gibt, die mit solchen Attributen offensichtlich nichts anzufangen wissen, sondern sich auf die guten Seiten von Hardcore besinnen. Die Vierer-Combo aus Saarlouis spielt straighten, zeitgemäßen Hardcore à la Expire, Gone to Waste oder Final Prayer, gleichzeitig ist der Einfluss des 90er New York Hardcores unüberhörbar. Madball und All Out War lassen grüßen. Ihre neue EP „Born Broken“ enthält vier Songs, die alles vereinen, was Spaß macht: Tiefe Gitarren, fiese Vocals und dem typischen NYHC-Groove.
Mit „Born Broken“ erfinden World Negation das Rad zwar nicht neu, aber das erwartet hoffentlich auch niemand.
[Demons Run Amok 2017]