Neben Moscow Death Brigade und Siberian Meat Grinder gehören What We Feel und Mister X zu den wenigen Bands aus dem russischsprachigen Raum, die auch außerhalb ihrer lokalen Punk- und Hardcore-Szene einen gewissen Bekanntheitsgrad genießen. Zum Glück, denn ein konsequentes Eintreten gegen Neonazis und anderen Schmutz ist gerade in Russland mitunter lebensgefährlich. Doch auch abseits ihres politischen Engagements können besagte Bands mittlerweile auf eine beachtliche Fanbase blicken.

What We Feel aus Moskau und Mister X aus Grodno (Weißrussland), die bereits Konzerte mit den Audiolith-Superstars Feine Sahne Fischfilet gespielt haben, veröffentlichen nun Mitte Februar eine Split-LP mit dem Titel „All Against All“, um diesen Status weiter zu untermauern. Ob Zufall oder nicht: Auf den ersten Blick sehe ich extreme Parallelen zum jüngsten Album von Zugezogen Maskulin, sowohl in Bezug auf den Namen wie auch auf das Cover. Musikalisch geht es jedoch in gänzlich andere Gefilde. In der ersten Hälfte rumpeln sich die Streetpunker von Mister X durch vier Songs, und das meine ich ganz und gar nicht negativ. Der Sound der Weißrussen ist wunderbar authentisch und pöbelig, wie Streetpunk eben sein sollte. Mit „Anti…“ ist sogar ein deutschsprachiger Songs dabei, der ordentlich knallt. Ein Träumchen.

Auf der zweiten Hälfte der Platte sind What We Feel an der Reihe. Zunächst bin ich etwas irritiert, da die Moskauer so gar nicht mehr nach dem Hardcore klingen, den sie noch auf der Hammer-Scheibe „Our 14 Words“ dargeboten haben. Der Sound und vor allem die Vocals klingen stark nach Metalcore der frühen 2000er und damit für mich ziemlich unerwartet angestaubt, hatte ich mich doch einen soliden Punk-/Hardcore-Split eingestellt. Wirklich warm werde ich mit dem „neuen“ Sound der Band nicht, auch der letzte doch recht räudig-hardcorige Song will das Ruder nicht so recht herumreißen. „Nothing to lose“, das rein melodisch ein Cover des FSF-Hits „Komplett im Arsch“ ist, wirkt mit seinem Akkordeon-Schwerpunkt leider klischeehaft bemüht. Schade, von What We Feel hatte ich mir mehr erhofft.

Mein Fazit für die Scheibe: Seite A ist echt yay, Seite B eher so nay. Eine Kaufempfehlung kann ich trotzdem aussprechen, allein schon deshalb, weil beide Bands auch aus politischen Gründen absolut unterstützenswert sind.

[Audiolith/Broken Silence 2018]