Musik verbindet Menschen auf ganz besondere Weise. Wie richtig diese ziemlich pathetische Binsenweisheit ist, stelle ich nicht nur bei meinen besten Freund_innen fest. Auch mein Vater ist in dieser Hinsicht eine wichtige Quelle für neue und frische Musik. Wir tauschen uns seit jeher über Musik aus und fachsimpeln, wenngleich wir doch oft recht unterschiedliche Geschmäcker haben. Seit einiger Zeit scheinen wir uns in dieser Hinsicht jedoch immer mehr anzunähern.
An diesem Umstand sind die Veröffentlichungen aus dem Hause Homebound Records nicht ganz unschuldig. Das Trierer Indie-Label hat einfach ein Gespür dafür, angesichts der Punk-/Hardcore-Sozialisation der Beteiligten (Musiker_innen wie auch Label-Menschen) musikalisch an der richtigen Stelle tiefer zu graben. Das Resultat: Eine Ursuppe irgendwo zwischen Rock ’n‘ Roll, Country, Folk und Punk. Was zunächst wie eine Anbiederung einiger Hipster an Bruce Springsteen und Bob Dylan klingt, stellt sich ziemlich schnell als Vorurteil heraus. Travels & Trunks beweisen mit „Jewelry Stores & Heartaches“, dass sie es nicht nötig haben, im Kielwasser etwaiger Genre-Trendsetter zu schwimmen. Trotz der deutlich hörbaren, aber nicht zu aufdringlichen Country-Schlagseite klingt die Band um Sänger Julius (Reibeisenstimme!) zum Glück nicht zu sehr nach Gram Parsons. Für mich eine interessante Angelegenheit. Einerseits habe ich vonseiten meines Vaters früher ordentlich Country und Americana abbekommen, konnte damit aber nie wirklich warm werden. Mit Travels & Trunks hat sich das ein wenig geändert. Danke dafür. Wirklich. Ach ja, persönlicher Anspieltipp: Das Rancid-Cover „Radio“. Komplett anders, aber trotzdem (oder gerade deshalb) umso geiler.
Fazit: Wer sich schon immer an Klassiker wie Springsteen herantasten wollte, es aber irgendwie doch zu uncool fand, sollte sich „Jewelry Stores & Heartaches“ gönnen und diese Einstellung überdenken. Und sollte die EP dann immer noch nicht überzeugt haben, hilft nur noch der Live-Beweis. Ich hatte dieses Vergnügen, als Julius zusammen mit Stumfol sowie East Ends Anfang September im Lidolino in Berlin in gemütlicher Runde einige Songs zum Besten gab. Beschde.
[Homebound Records 2016]