Es ist nicht nur als Fan eine wahre Freude zu hören, dass beziehungsweise wenn sich eine Band hörbar weiterentwickelt, ohne sich komplett vom ursprünglichen Sound weg zu bewegen. So auch im Fall Travels & Trunks: Zwei Jahre nach Veröffentlichung ihrer EP „Jewelry Stores & Heartaches“ steht nun das lang erwartete Debüt-Album „I Get Along“ in den Startlöchern. Bereits das Cover zeigt, dass seit der EP eine gewisse Zeit vergangen ist: Sänger und Gitarrist Julius sieht mittlerweile deutlich anders aus als damals 2016 im Berliner Lido. Entsprechend hat sich auch der Sound der Band verändert, allerdings nicht bis zur Unkenntlichkeit, keine Sorge. „I Get Along“ klingt deutlich gereifter und vor allem eingängiger als sein kleinerer Vorgänger und hat trotz eindeutiger musikalischer Vorbilder wie Tom Waits, Jack White und Brian Fallon eindeutig Wiedererkennungswert. Noch immer hält sich die Band um den Dortmunder Musiker Julius in Folk- und Country-Gefilden auf, allerdings wurde das Sound-Spektrum ordentlich um Blues und Gospel erweitert. Das funktioniert so gut, dass die harmonischen Gesänge und Orgel-Parts eine fast fühlbare Soundkulisse aufbauen und eine*n nicht mehr loslassen.

Auch textlich steckt durchaus Substanz in „I Get Along“: Wie der Titel bereits vermuten lässt, geht es in den Songs um Verletzlichkeit und Durchhaltevermögen – und wie besonders geliebte Menschen das eigene Leben in dieser Hinsicht bereichern. Musikalisch und textlich besonders herausragend ist allerdings „(Stu, I Guess) I’m A Coward“, das bereits vorab als Single veröffentlicht wurde. Hier erinnern mich Travels & Trunks an die Wiener Band Viech und deren cooles, düsteres Auftreten. Kurzum: Wer auf düstere und melancholische Rock-Musik mit starkem Retro-Charakter steht, sollte hier unbedingt zugreifen!

[Homebound Records 2018]