Die Achtziger waren für mich immer ein ambivalentes Jahrzehnt, vielleicht auch gerade weil ich sie nie selbst erlebt habe. Während sie modisch und (pop-)musikalisch für mich stets furchtbar assoziiert sind, schienen viele Subkulturen zu dieser Zeit bemerkenswert produktiv. Dass es zwischen beiden Entwicklungen einen Zusammenhang gibt, ist sehr wahrscheinlich. Jedenfalls erscheint mir, je mehr ich mich mit Pop in seiner vielfältigen Form beschäftige, der Sound der Achtziger deutlich schlüssiger als noch vor einigen Jahren. Und ich spreche jetzt nicht von Totos „Africa“ oder anderen unangefochtenen Konsens-Hits, sondern den jahrzehntetypischen Sound im weitesten Sinne.
Dass das besagte Jahrzehnt nicht nur klamottentechnisch Eindruck bei meiner Generation hinterlassen hat, zeigen zahlreiche musikalische Referenzen – wie beispielsweise auch TR/ST aus Toronto, Kanada. Gegründet wurde das Projekt 2010 von Robert Alfons und Maya Postepski, bereits zwei Studioalben hat das Duo veröffentlicht. Für 2019 steht nun das dritte Album „The Destroyer“ (aufgeteilt in zwei Veröffentlichungen) in den Startlöchern, der erste Teil wird am 19. April das Licht der Welt erblicken. Schon nach wenigen Sekunden ist klar, dass auch TR/ST hörbar in der Tradition der Achtziger stehen und es sich irgendwo zwischen Electropop, Dark Wave und Synth bequem gemacht haben. Soll heißen: Kalter und technischer, aber doch extrem eingängiger tanzbarer Sound, den man von Konsensbands wie Depeche Mode kennt, letztlich aber irgendwie verspielter rüberkommt. Besonders deutlich wird das beispielsweise in „Control Me“, das ich an dieser Stelle gerne als allgemeinen Anspieltipp verstanden haben möchte.
Genre-Fans werden ihre wahre Freude an „The Destroyer“ haben, gerade mit Blick auf die zweite Veröffentlichung im November 2019. Auch die Eingängigkeit der Kanadier*innen ist an dieser Stelle hervorzuheben, wenngleich das freilich noch kein Garant für eine gute Platte ist. Das ist in der Tat auch für mich ein wenig der Knackpunkt: Obwohl sich die Songs auf „The Destroyer“ tief in meinen Gehörgang eingegraben haben, reißen sie mich (abgesehen von ein bis zwei Beispielen) nur bedingt vom Hocker, sondern plätschern eher an mir vorbei. Ich kann dennoch durchaus die Begeisterung für jene Spielart nachvollziehen, die TR/ST verkörpern. Soll heißen: Fans sollte das, wie bereits erwähnt, nicht vom Antesten abhalten.
[TR/ST/House Arrest 2019]