Vor gut zehn Jahren gab es mal eine Phase, in der auf einmal fast all meine Freunde dem Punk die kalte Schulter zeigten. Indie war der neue heiße Scheiß, sowohl in Bezug auf Style wie in Sachen Musik. Diese Phase war die Blütezeit britischer und skandinavischer Rockbands wie den Arctic Monkeys, Mando Diao und The Hives. Abgesehen von ersteren konnte ich den Hype um die genannten Künstler nie wirklich nachvollziehen, zumal ich immer den Eindruck hatte, dass die Leute Indie nicht als künstlerisches Prädikat, sondern vielmehr als Konsumangebot und temporären Lifestyle betrachteten. Aber gut, als sei das bei Punk und Hardcore großartig anders.

Für einige scheint dieser Hype immer noch nicht tot zu sein. Diesen Eindruck vermitteln The Bongo Club aus Schweden. Einfach wieder Indierock spielen, als sei nichts gewesen. Nun gut. Die Presseankündigung von Check Your Head zum neuen Album „Anybody Have A Lighter?“ aus dem Hause Rent A Record Company beziehungsweise Edel klang eigentlich vielversprechend: „Für Freundinnen und Freunde, denen das erste Arctic Mokeys-Album immer besser gefiel als das dritte.“ Und um es gleich vorweg zu nehmen: Scheiße ja, viel treffender kann man den Sound der Schweden wohl kaum beschreiben. Das junge Quartett spielt straighten Indierock, der sofort in die Vollen geht und zu keiner Zeit lahmarschig ist. Und eingängig sind die Songs auch noch! Ich weiß beim besten Willen nicht, wie ich „Tell Your Friends“ je wieder aus der Hirnrinde kriegen soll.

The Bongo Club machen so ziemlich alles richtig, zumal ihr Sound unglaublich vertraut, aber nicht aus der Zeit gefallen wirkt. Hier haben die Schweden das große Glück, mit Owen Morris eine echte Koryphäe an den Reglern gewonnen zu haben. Dass dieser bereits mit Bands wie The Verve, Oasis, Kaiser Chiefs und The View gearbeitet hat, hört man „Anybody Have A Lighter?“ zu jedem Zeitpunkt an. Oder anders ausgedrückt: The Bongo Club destillieren alles gute, was Indie in den letzten zehn Jahren hervorgebracht hat, in ein Album, ohne dabei wie eine Kopie der Genre-Stars zu klingen. Arctic-Monkeys- und generell Indie-Fans werden die neue Platte des Quartetts zweifellos lieben, und selbst Kritiker*innen dürfte es schwer fallen, über das Album zu meckern. Hut ab!

[Rent A Record Company/Edel 2018]