So sehr ich mich mehr und mehr für Pop-Musik zu öffnen scheine, wird mein Herz immer für gut gemachten DIY-Punk schlagen. Genau das ist nämlich (pathetisch gesagt) der Grundstoff, der den fragilen Szene-Ethos am Leben erhält.
Sturdy aus Kassel passen glücklicherweise genau in diese Sparte – und sind dabei so gut, dass ich ihnen sogar das Kasselfornia-Wortspiel verzeihe. Die drei Jungs wissen immerhin selbst um die Ömmeligkeit dieses Kalauers, verweisen aber damit durchaus auf zentrale Einflüsse ihres Sounds: ganz, ganz viel US-Punk Rock, gepaart mit einer ordentlichen Prise Pop und vielleicht ein bisschen Emo. Die Bandbreite jener Bands, die auf ihrem neuen Longplayer „Messed Up“ durchklingt, ist schier endlos und sie zu benennen ist nur schwer möglich. Genau dieser Umstand macht das Album, dessen Titel nun ziemlich schlüssig erscheint, so bemerkenswert: Sturdy erfinden das Rad zwar nicht neu, schaffen es aber extrem viele Einflüsse zu einem überraschend eigenen Stil zu vermengen. Eine grobe Referenz könnten zum Beispiel die frühen Itchy Poopzkid sein, bevor diese ihren bescheuerten Namen auf die gute Hälfte reduziert haben. Oder anders gesagt: 11 Songs, eine knappe halbe Stunde und ganz viel Spaß. Produziert hat die Platte übrigens Kind Kaputt-Gitarrist Konstantin Cajkin, und dieser hat genau richtig erkannt, dass die Songs von Sturdy wohl gerade live richtig zünden sollen. Wer sich selbst davon überzeugen möchte, darf aber auch gerne mit „Messed Up“ in der Anlage das Wohnzimmer zerlegen. Anspieltipp: Die etwas platte, aber großartige Skatepunk-Granate „Unemployed“.
[DIY 2019]