Ich verlasse an einem Montag Morgen meine Wohnung und mache mich auf den Weg zur Arbeit. Wenigstens ist es nicht mehr so beschissen kalt wie zu Beginn des Jahres. Erste Sonnenstrahlen und und aus ihrem Refugium zurückgekehrte Vögel schicken sich an, die hartnäckigen Reste des Berliner Winter dahin zurückzutreiben, wo er für immer bleiben sollte. Zugegeben, das Licht und die Piepmätze geben sich echt Mühe, meine schlechte Laune zu vertreiben. Aber endgültig überzeugt bin ich erst, als ich meine Kopfhörer aufsetze und Spanish Love Songs ertönen.
Keine Sorge, damit meine ich nicht Enrique Iglesias, sondern eine Punk-Band aus Los Angeles. Die einen werden sich fragen, was das für ein grauenhafter Witz das eben war. Die anderen stellen sich aber die viel entscheidendere Frage: Warum sind die denn nun so geil? Nun ja, weil Spanish Love Songs exakt nach dem Beuteschema von Uncle M funktionieren. Soll heißen: Mitreißend, hymnisch und nie zu wenig Punk. Kein Wunder also, dass die Münsteraner „schmaltz“, die neue Scheibe der Band, in höchsten Tönen loben. The Menzingers, Tiny Moving Parts oder die großartigen Iron Chic sind hier definitiv gute Referenzen. Nichtsdestotrotz klingen Spanish Love Songs irgendwie optimistischer und zugänglicher als die eben genannten. Besonders die Stimme des Sängers macht hier den großen Unterschied zu anderen Bands: Immer wieder hat man das Gefühl, dass sich diese jeden Moment überschlagen könnte, während sich die Band immer weiter in den Rausch spielt. „Bellyache“ ist hierfür ein gutes Beispiel und nicht zuletzt deshalb mein Favorit auf „schmaltz“. Ebenfalls sehr geil: „Joana, In Five Acts“.
Schlechte Laune und Blues sind zwar da, aber ganz so beschissen ist es doch noch nicht, weil eine bessere Zeit schon in Sicht ist. Dieses Gefühl verkörpert das Quintett aus L.A. in Reinform, weshalb es für die oben beschriebene Szene kaum einen besseren Soundtrack als „schmaltz“ geben dürfte. Und Montage gibt es schließlich genug.
[Uncle M/A-F Records 2018]