Das Ox Fanzine bezeichnete Sniffing Glue in einem Interview Ende 2009 mal als Lieblingsvorband von EA80. Da kann man schon mal hellhörig werden. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass das bei mir damals nicht der Fall war. Aber das hat nun ein Ende. Zumindest war das mein Anspruch, als „Feral Thoughts“, die neue Scheibe von Sniffing Glue, in meinem Briefkasten lag. Es dauerte wirklich nur wenige Sekunden, bis ich merkte, dass ich meinem Anspruch gerecht werden würde und meine bisherige Ignoranz ein beschissener Fehler war. Selbst wenn man „Feral Thoughts“ auf bloße Zahlen herunterbricht, wird offensichtlich, womit wir es zu tun haben: 16 Songs in 30 Minuten. Auch auf ihrem neuen Album spielen Sniffing Glue unglaublich guten Punk/Hardcore der 80er Jahre. Legenden wie Black Flag, Circle Jerks und Minor Threat sind da natürlich naheliegende Referenzen, aber auch Skatepunk schimmert hier und da durch. Diese Spielart fasziniert mich seit jeher insofern, als dass sie trotz ihrer rohen Energie erstaunlich vielseitig daherkommt und neben ordentlich Bums auch auflockernde Midtempo-Parts präsentiert.
„Feral Thoughts“ ist wie eine Zeitreise, und obwohl ich in den Achtzigern noch nicht einmal auf der Welt war, vermisse ich dieses Jahrzehnt (zumindest mit Blick auf Punk und Hardcore). Ergibt das Sinn? Eigentlich egal, denn vielmehr zeigt dieses Gefühl, dass Sniffing Glue alles richtig gemacht haben. So geil klang Oldschool Hardcore schon lange nicht mehr.
[Kidnap Music 2018]
