Könnt ihr euch Kurt Cobain mit Vollbart und Holzfällerhemd vorstellen? Ich mir auch! Ziemlich gut sogar. Zumindest geht mir das so, wenn ich mir Sir Collapse so anhöre. Die vier Jungs aus Neuss und Düsseldorf schaffen es nämlich Grunge, Stoner und noch ein bisschen mehr so in Einklang zu bringen, dass man sich fragt, warum diese Mische nicht schon längst verbreiteter im Mainstream ist. Und selbst wenn ihr bereits etwas aus dieser Richtung wahrgenommen habt, dürfte der Vierer aus Neuss und Düsseldorf interessant für euch sein. Und da die Jungs mit „Walk To The Moon“ nun ihr Debüt-Album veröffentlichen, sind die Chancen diesbezüglich besonders gut.

Das Schönste an der Platte gleich vorab: Es ist relativ egal, aus welcher Sparte verzerrter Gitarrenmusik du kommst, du wirst ziemlich sicher auf eine Referenz stoßen, die dir extrem zusagt. The Lemonheads, Red Fang, Nirvana, Queens of the Stone Age, Danko Jones – das sind nur ein paar wenige Vergleiche, die mir auf Anhieb einfallen. Soll heißen: Auf „Walk To The Moon“ gibt es definitiv viel zu entdecken. Dabei vermitteln Sir Collapse zu keiner Zeit den Eindruck, sie wurden willkürlich sämtliche Stile zusammenwerfen. Vielmehr bin ich erstaunt, wie gut manche Elemente fusionieren, gerade auf Albumlänge. Sir Collapse schaffen es vor allem, den Spannungsbogen zu halten. Wer nach dem kraftvollen Opener „Lower Principles“ zu wissen glaubt, wohin die Reise geht, hat sich geschnitten. Bereits „Suitcase“ und „Mono Mantra“, welche direkt auf den Opener folgen, klingen schon wieder ziemlich anders, haben aber jeweils eine unverwechselbare Note.

Ein weiterer erwähnenswerter Umstand ist die Veröffentlichung der Platte in Eigenregie. Doch nicht nur der Release und der Vertrieb sind DIY. Das Cover des Albums beispielsweise entwarf Justin van Wickeren (Nepomuk-Illustration) im Rahmen seiner Abschlussarbeit in Kommunikationsdesign. Produziert, gemixt und gemastert wurde „Walk To The Moon“ von Nico Vetter, der hinsichtlich des Band-Sounds einen wirklich guten Job gemacht hat. Kurzum: All die genannten Aspekte machen „Walk To The Moon“ zu einer spannenden Platte, die für Rock-Musik im weitesten Sinne beinahe eine Inklusionsrolle einnimmt. Hut ab!

[DIY 2018]