Dass in musikalischer Hinsicht jede_r etwas anderes unter Punk versteht, liegt in der Natur der Sache und ist auch gut so. Was mir allerdings nie eingeleuchtet hat (und daran hat sich bis heute nichts geändert), ist die Schublade „Deutschpunk“, in die so manche großartige Punk-Band mit deutschsprachigen Texten gepackt wird. Deutschpunk? Ein Wort, bestehend aus zwei Begriffen, die in meinen Augen widersprüchlicher nicht sein könnten. Und genau das zeigen Scheissediebullen auf Ihrem brandneuen Debut-Album „Anwohner raus!“. Mich hatten die Freiburger schon mit dem Titel, aber auch ein Blick auf die Tracklist verheißt nur Gutes: Titel wie „Frauke Petry, Hurensohn“ rechnen (wer hätte es geahnt) mit AfD-Kartoffeln und anderen „Ich bin ja kein Rassist, aber…“-Arschgeigen ab, während „Offensichtlich unbegründet“ den rassistischen Umgang mit Geflüchteten anprangert. Mein persönliches Highlight des Album ist allerdings „Deutsche Helden“. Hier erteilen Scheissediebullen der unsäglichen und typisch deutschen Täter-Opfer-Umkehr sowie dem heuchlerischen Heldenkult um all die Stauffenbergs dieses Landes eine klare Absage. Danke dafür!

Solide Botschaften, check! Aber auch musikalisch macht die Platte richtig Laune. Die Jungs rumpeln sich in charmant-räudiger Manier durch fünfzehn Songs und erinnern an Genre-Kollegen wie Kotzreiz, Schrappmesser, Mann kackt sich in die Hose oder Die Shitlers, offenbaren dabei aber gleichzeitig ihre Wurzeln im deutschsprachigen Punk der 80er Jahre.

Um es kurz zu machen: Nach nur einigen Durchläufen handle ich „Anwohner raus!“ persönlich schon jetzt als bestes Punk-Album seit längerer Zeit. Unbedingt weitersagen!

[Gunner Records 2016]