Prollig, aber doch emanzipatorisch – geht das überhaupt? Irgendwie schon, zumindest nachdem ich den neuesten Streich des zurecht gefeierten Pöbel MC auf den Ohren hatte. Waving The Guns und vor allem das Kollabo-Album „Soli-Inkasso“, welches zusammen mit deren Rapper Milli Dance entstand, haben vorgemacht, wie das aussehen kann: Musikalischer (und eben auch textlicher) Fokus auf Battle Rap, und der geht trotz reflektierter Grundhaltung der beiden Rapper eben manchmal etwas unter die Gürtellinie. Solche Momente gibt es auch auf „Pöbel Sports Tape“ zuhauf, was mitunter maßgeblich auch am Mixtape-Format der EP liegen dürfte.

Bevor man aber direkt Schnappatmung kriegt, stellt Pöbel MC in seinen Texten gleich unmissverständlich klar, dass er für Nazis und sexistische Macker eigentlich nur das (verbale) Kantholz sprechen lassen würde. Sicher, über die Wortwahl ließe sich im Einzelfall streiten, schließlich kann die bloße (wenn auch ironische) Verwendung problematischer Begriffe bereits der Reproduktion ebenjener dienen. Ähnliche Debatten wurden und werden zu Genüge über Rap-Acts wie K.I.Z. oder SXTN geführt. Unabhängig davon, welchen Standpunkt man in diesen Kontroversen einnimmt, kann man sich meist dann doch auf die musikalisch-technische Qualität der Künstler*innen einigen. Diesen Umstand muss ich gerade bei Pöbel MCs Tape besonders hervorherben. Dicke Beats und ein großartiger Flow treffen auf Lines, die Humor und eine ganze Schippe Reflektiertheit durchblicken lassen und letztlich mit einer guten Portion dicke Hose zu einer wirklich gelungenen EP verschmelzen. Pöbel MC zeigt exemplarisch, dass politischer Rap nicht wie ein Soziologie-Proseminar klingen muss und weitgehend ohne linke Plattitüden auskommt. Wo sogenannter Zeckenrap seit einiger Zeit auf der Stelle tritt, geht der Rapper nachvollziehbar und vor allem hörbar einen Schritt weiter – und das mit Erfolg. Oder wie er selbst sagen würde: „Was Zeckenscheiß? Progressiver Hustle!“

[Audiolith 2019]