Haben wir nicht alle auf ein neues Release von Oidorno gewartet? Schließlich hat schon ihr Debüt „Oi! The EP“ gezeigt, dass man Kritische Theorie und musikalische Reduziertheit persiflieren kann, ohne albern zu wirken. Nun ist „Le roi c’est moi“ da – royal geht es auf der neuen Platte aber mitnichten zu. Egal ob gepflegter Hass auf Arbeitsmoral („Jobcenter brenn“), dem daraus resultierenden alternativen Streben nach Glück („Glückspielsüchtig“) oder eben einfach Pöbeln („Aufs Maul“), die Diskurs-Skins nehmen genau jene Themen auf’s Korn, denen sich auch studentische Adorno-Ultras der angesagten Großstädte verschrieben haben. Nur eben nicht ganz so verkopft.

Noch immer bestechen Oidorno durch ihr genau richtiges Maß an Ömmeligkeit, und sogar musikalisch ist eine kleine Überraschung dabei, schließlich bieten die Jungs mit „Aufs Maul“ ein interessantes Crossover mit Destroy Degenhardt. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber nach ein paar Durchläufen geht der Song wirklich gut rein. Richtiges Stichwort: Auch wenn „Le roi c’est moi“ den Status des „wahr gewordenen Kneipenwitzes“ (Zitat Audiolith) absolut festigt, kommt die neue EP nicht ganz an das großartige Debüt von 2018 heran. Das ist letztlich aber Jammern auf hohem Niveau, schließlich haben Oidorno gezeigt, dass ihr selbst begründetes Genre doch nicht ganz so beschränkt ist, wie Kritiker*innen behauptet haben. Wenn die Hamburger irgendwann noch ein ganzes Album herausbringen, kann ich eigentlich in Frieden sterben. Bis dahin laufen einfach beide EPs hintereinander in Dauerschleife.

[Audiolith 2019]