Sich in einer Sparte Gehör zu verschaffen, die förmlich überquillt mit ähnlich bis gleich klingenden Bands und damit eigentlich schon keine wirkliche Sparte mehr ist, ist so eine Sache. Metalcore gehört hier definitiv dazu. Gelingt es einer Band aber, sich vom Rest der Kolleg*innen abzuheben, ist das umso geiler.

Auch mit Never Back Down aus der Ecke Mönchengladbach ist das so eine Sache. Die vier Jungs prügeln sich mit einem beeindruckenden Elan und Mosh durch die zehn Songs ihres neuen Longplayers „Black & White“. Besonders „Sparks“ knallt von Anfang bis Ende und pustet einem den Gehörgang frei. Gelegentlich spielt sich das Quartett so in Rage, dass ihre Musik schon fast ein wenig nach Beatdown klingt. Damit das nicht überhandnimmt, treten Never Back Down immer mal wieder auf die Bremse und lassen gut platzierte Melodien und Klargesang zu. Technisch ist die Platte nahezu perfekt und wirklich geil, auch die Produktion ist druckvoll und sorgt für den nötigen Bums. Aber ironischerweise genau darin liegt auch ein bisschen das Problem mit Never Back Down. Alles ist trotz all der Power irgendwie ein wenig zu glatt, makellos und retortenmäßig. Never Back Down haben absolut verinnerlicht, wie erfolgreiche und gute Metalcore-Bands klingen müssen und setzen dieses Prinzip in ihrem Sound um. Allerdings geht so etwas ganz Entscheidendes, nämlich das Alleinstellungsmerkmal, leider verloren. In wirklich guten Momenten klingen die Jungs sehr nach Breakdown of Sanity, was geil ist. In den eher schwachen Momenten weckt „Black & White“ dunkle Erinnerungen an „Dear Youth“, die letzte Platte von The Ghost Inside. Und die war leider wirklich schrecklich. Auch die cleanen Gesangsparts wirken bei Never Back Down oft ein wenig aufgesetzt und cheesy.

Ich bin mit „Black & White“ hin und her gerissen. Einerseits wirklich fettes Geprügel auf technisch einwandfreiem Niveau, das ohne Frage live jede Venue zum Kochen bringt. Andererseits haben Never Back Down wenige Merkmale, die sich mir wirklich lange ins Gedächtnis einprägen. Ich bleibe jedoch gespannt, wie sich die Band in Zukunft entwickelt und ob sie sich mehr auf ihre Stärken konzentriert. Eine Einladung für den Live-Moshpit würde ich aber natürlich nicht ausschlagen.

[Dedication Records 2018]