Nasty, das wohl bekannteste Pferd im BDHW-Stall, machen wieder auf sich aufmerksam. Nach diversen Tours über wohl alle Kontinente der Welt schicken sich die vier Jungs an, ihre Fans mit dem neuen Longplayer „Realigion“ zu beglücken, welcher im September erscheint. Mit drei Musikvideos wurde im Vorfeld kräftig die Werbetrommel gerührt. Durchaus zurecht, denn das, was Nasty auf ihrem mittlerweile sechsten Studioalbum zum Besten geben, ist nichts weniger als pure Energie. Diesbezüglich wird nicht lange herumgefackelt, schon der Opener „F.Y.W.“ verdeutlicht unmissverständlich, wohin die Reise geht. Matthis super angepissten, wütenden Vocals treiben die Songs immer aggressiver voran, die wunderbar platzierten Tempowechsel und Breakdowns tun da ihr Übriges. Bestes Beispiel: „At war with love“, welches bereits auf dem aktuellen BDHW-Sampler inklusive dazugehörendem Musikvideo Freund_innen des gepflegten Abrisses überzeugen sollte, ballert von vorne bis hinten und ist damit so richtig Nasty.

Wer aber denkt, das Quartett verkörpere in den Songs die Attitüde „Stumpf ist Trumpf“, der sei mit „Prediction“ eines besseren belehrt. Dieser Song gehört zu meinen Favoriten des Albums, da er zeigt, dass es „Realigion“ durchaus gut zu Gesicht steht, wenn es nicht immer nur pausenlos auf’s Maul gibt.

Ein kleines Manko des musikalisch sonst vorzüglichen Albums bleiben die Texte. Abgesehen vom Titelsong „Realigion“ scheinen die übrigen Lyrics leider relativ trivial und oberflächlich. „Welle“ beginnt gar mit folgender Zeile: „Eine ehrbare Frau anstelle 1000 Hoes“. Echt jetzt? Dieser Umstand ist besonders deshalb etwas enttäuschend für mich, da das 2013 erschienene Album „Love“ das so viel besser hinbekommen hat.

Nichtsdestotrotz haben Nasty mit „Realigion“ (wie erwartet) ein amtliches Brett gezimmert, für das ich gerne eine Kaufempfehlung ausspreche. Mit dem neuen Longplayer erreichen die Jungs durchaus ähnliche Abrissqualitäten wie auf „Shokka“, allerdings runden die Gastauftritte diverser Künstler (darunter Deez Nuts-Fronter JJ Peters bei „At night“) das Ergebnis etwas mehr ab.

[BDHW 2017]