Die Ankündigungen zu „The Opera“, der Kollabo-Platte der beiden Musikgrößen Miss Platnum und Bazzazian, hätten wohl kaum epischer ausfallen können. Der Pressetext von Check Your Head spricht gar von einem „Olymp“, den beide Musiker*innen bereits hinter sich ließen, um zu „neuen Sphären“ aufzubrechen. Mit anderen Worten: Es erwartet uns nichts Geringeres als eine musikalische Offenbarung. Zugegeben, diese Erwartung ist bei einer Platin-Sängerin („Lila Wolken“ mit Marteria und Yasha) sowie einem Star-Produzenten (Haftbefehl sowie „Die Achse“ (zusammen mit seinem Producer-Kollegen Farhot)) durchaus naheliegend, wenngleich letztlich immer noch der persönliche Geschmack entscheidender ist als Auszeichnungen und Prädikate.

Da ich aber mitnichten ein Mensch bin, der angesichts solcher Referenzen bedingungslos auf die Knie fällt und sein Gesicht voller Ehrfurcht in den Boden wirft, will ich es genauer wissen. Bereits direkt nach dem knapp eine Minute dauernden Intro „Anthem“ zeigt der Titeltrack „The Opera“, in welche Richtung es geht: Vielseitig-makelloser Gesang, eingerahmt von drückenden Bässen und elektronischen Melodien. Ergänzt wird dieses Grundprinzip hier und da noch durch Autotune-Schübe (zum Beispiel in „Rainbow Jesus“ oder „Runnin‘“), die aber anders als in vielen Rap-Nummern der letzten Jahre nicht so extrem affig wirken. Die Vorzüge des Albums liegen also hiermit auf der Hand und verdeutlichen, warum der Albumtitel so passend ist. Zwei versierte Künstler*innen schaffen zusammen eine Soundfusion, die nicht nur einzigartig, sondern an vielen Stellen geradezu episch wirkt. Wie eine kleine Oper eben. Geradezu exemplarisch auf den Punkt bringt dies „Weapons“, das in puncto Schwermütigkeit in manchen Momenten schon fast an Woodkid erinnert. Genau das kann allerdings auch etwas erdrückend wirken, gerade die Stücke der ersten Albumhälfte fallen mitunter ziemlich ausladend aus. Trotzdem sind die Songs bemerkenswert eingängig, sodass ihr Pop-Appeal nicht verloren geht. Soll heißen: „The Opera“ ist ein Stück Musik, das fordert. Vor allem im positiven Sinne, denn Langzeitspaß ist gerade in poppigen Sparten ein echtes Alleinstellungsmerkmal.

[Universal/Urban 2019]