Zu „Welk“, der Debüt-EP der Berliner Band Kora Winter, meinte ein Rezensent des Ox Fanzines mal sinngemäß, dass es sich dabei um eine schamlose Kopie der Aachener Kultband Fjørt handle. Ganz so frappierend empfinde ich diesen Umstand nicht, schon gar nicht auf Kora Winters neuem Output „Bitter“. Die Einflüsse der besagten Band lassen sich nichtsdestotrotz nicht gänzlich leugnen, allerdings klingt das Berliner Quintett deutlich experimenteller. Hier ein wenig Protest The Hero, dort eine dicke Ladung Black Metal, Geschrei und dennoch viel Gefühl und Melodien, gepaart mit wirklich finsteren Texten. Das mag vielleicht etwas überfrachtet klingen, das Gegenteil ist der Fall. Kora Winter gehen in ihren acht Songs, die teilweise die Acht-Minuten-Marke knacken, extrem versiert vor. Die Band weiß, im Gegensatz zu vielen anderen jungen Bands, absolut, was sie da tut und wohin sie will. Das steigert nicht nur den Hörgenuss, sondern macht definitiv Lust auf mehr. Apropos Hörgenuss: Für den wirklich großartigen Sound sind übrigens Steve Frenzel (Trve Peak), Nikita Kamprad (Ghost City Recordings sowie Gesang und Gitarre bei Der Weg einer Freiheit) und Philipp Welsing (Original Mastering) verantwortlich. An dieser Stelle ein paar dicke Props an die Jungs, besser hätte man „Bitter“ wohl kaum zur Geltung bringen können.
Wem zeitgenössischer Post-Hardcore zu langweilig ist, sollte sich unbedingt „Bitter“ auf die Liste packen. Kaum eine andere Band schafft es zur Zeit so gut wie Kora Winter, diesem überlaufenen Genre einen eigenen Stempel aufzudrücken. Jetzt liegt es an euch dazu beizutragen, dass die Berliner über den Status des Geheimtipps wachsen.
[Auf ewig Winter 2019]