Zwischen Pop Punk der Marke City Kids Feel The Beat und linkem Prolo-Hardcore à la Empowerment hat Stuttgart offenbar noch eine weitere Sparte zu bieten, die es sich zu hören lohnt: kratziger Post Punk. Zumindest schicken sich Knife Eyes an, diesen Umstand herbeizuführen. Ob das nun bewusst ist oder nicht, sei mal dahingestellt. Was aber unbestreitbar ist, dass die vier Jungs mit ihrer Debüt-EP „Gewirr“ einen kleinen Meilenstein in diese Richtung gelegt haben. Aber der Reihe nach.

Abseits des Umstands, dass die EP auch auf Kassette erscheint, merkt man auch sonst sehr schnell, dass man es bei Knife Eyes mit ausgemachten Musik-Nerds zu tun hat. Anders lässt sich nicht erklären, warum die eigentlich noch recht junge Band dermaßen routiniert und gekonnt vertrackt zu Werke geht. Obwohl ich mich selbst nie zu den größten Post Punk-Fans zählen würde, beeindruckt mich das düster-verkopfte Songwriting der Stuttgarter. Wie in ihrem Pressetext beschrieben, schaffen es die Bandmitglieder nämlich, den Charakter ihrer Stadt textlich und musikalisch treffend auszudrücken: Düster, verzweifelt und hin und wieder ein bisschen widersprüchlich, aber gerade dieses Umfeld scheint die künstlerische Motivation ordentlich anzutreiben. Entsprechend freue ich mich auf Knife Eyes‘ ersten Longplayer, denn mal ehrlich: Eigentlich sind vier Songs viel zu wenig für eine Band mit einem solchen Potenzial. Schließlich ist es durchaus beeindruckend, dass eine Band so schrammelig, vertrackt und doch eingängig sein kann.

[DIY 2019]