Mir ist es persönlich wichtiger, dass Musik zunächst mal gut klingt und Spaß macht. Wenn dann die Texte noch stimmen, findet man genau den Glücksfall, der gefühlt nur alle hundert Jahre aufploppt. Egal was man persönlich als wichtiger erachtet: Bis zu einem gewissen Grad kann eine bestimmte Stärke ein anderes Manko aufwiegen.

Letzteres trifft in meinen Augen beziehungsweise Ohren auf Karlsson zu. Die vierköpfige Band aus Köln bewegt sich musikalisch im Bereich Indie-/Alternative Rock – nicht unbedingt in meinem Lieblingsgefilde. Gerade ihre hörbare Emo-Schlagseite, die stark an Captain Planet erinnert, ist auf Albumlänge nicht ganz meins. Ein entscheidender Umstand, warum ich trotzdem auf dem Sound ihres Debüt-Albums „Rauhfaseridyll“ kleben geblieben bin, ist die inhaltliche Komponente. Anders als es der Name vielleicht vermuten ließe, geben sich Karlsson nicht wie der Lindgren-Kinderbuch-Charakter. Reflektiert und voller Selbstzweifel thematisiert der Vierer genau die Beschissenheit, mit der wohl ziemlich jeder Mensch in seinen Zwanzigerjahren konfrontiert ist. Jetzt könnte man einwenden, dass das schon wirklich viele Bands gemacht haben, was an sich stimmt. Trotzdem, und das ist zumindest mein subjektiver Eindruck, fügt sich der besungene Inhalt bei Karlsson nahtlos und nachvollziehbar in den Sound ein. Oder in anderen Worten ausgedrückt: So geht authentische Musik. Und dieser Umstand ist letztlich sogar eine Feststellung, die unabhängig von persönlichem Geschmack getroffen werden kann.

„Rauhfaseridyll“ ist ein spannendes Debüt einer jungen Band, von der noch viel zu erwarten ist. Die Texte der Kölner seien an dieser Stelle ausdrücklich empfohlen, wer mit dem Gemisch aus Emo, Punk und Indie ebenso viel anzufangen weiß, umso besser!

[Disentertainment 2019]