Acht Jahre ist es her, als Johnny Mauser mit seinem ersten Solo-Album „Politisch Motivierte Sprachgewalt“ auf sich aufmerksam machte. Diese Free-Download-Veröffentlichung sollte zugleich Grundstein und Blaupause für sein späteres Schaffen werden: Eine hörbare Liebe zu Oldschool Rap, dicke und zugleich rohe Beats und nicht zuletzt immer ein paar deutliche Worte gegen Nazis, Cops und den kapitalistischen Alltagswahnsinn. Mit „Flora bleibt“ (2010) und „Nazifreie Zone“ (2012), welche er zusammen mit Captain Gips veröffentlichte, zog Mauser die Aufmerksamkeit staatlicher Behörden auf sich. Die Konsequenz: „Flora bleibt“ landete auf dem Index, während „Nazifreie Zone“ im Jahr 2014 zu einem Ermittlungsverfahren führte, welches jedoch später eingestellt wurde. Eigentlich Anekdoten, auf die jeder Gangsta-Rapper neidisch wäre. Dass diese Umstände trotz allen Ärgers mit den Behörden hinsichtlich der Promotion auch nützlich sein können, werden Feine Sahne Fischfilet bestätigen können.
Lange Rede, kurzer Sinn: Mit diesem Rezept (Achtung Wortwitz!) mauserte sich der Hamburger schnell zum Antifa-Rapper, der aber stets die Balance zwischen linken Parolen und durchdachten Texten wahrte. An diesem Grundprinzip hat sich eigentlich nicht viel verändert, auch nicht Mausers Zugehörigkeit zur Audiolith-Supergroup Neonschwarz. Fast schon klassisch beginnt sein neues Album „Mausmission“ mit einem Intro voller Cuts, bei dem man schon die mit dem Kopf nickende Crowd vor Augen hat, die gespannt auf den ersten Track wartet. Und ja, es geht mit „Hör mal wer da hämmert“ gleich gut los: Dicke treibende Beats und ein paar messerscharfe, schnelle Lines. Überhaupt wird „Mausmission“ durch einen wunderbar oldschooligen Flow bestimmt, ohne dabei altbacken zu wirken. „Daddy“, mit dessen Musikvideo bereits im Vorfeld für das Album geworben wurde, beweist mit Ausflügen in Autotune-Gefilde das Gegenteil.
Inhaltlich offenbart sich das Album als durchaus wütend. Kein Wunder, denn es gibt aus linksradikaler Sicht nach wie vor genug Dinge, über die man sich aufregen kann. Auch in dieser Hinsicht ist „Daddy“ ein gutes Beispiel: Johnny Mauser beklagt hierin den zunehmenden Antifeminismus all jener, die sich, angeheizt durch Pegida, AfD und Co, in einer in ihren Augen verweichlichten Gesellschaft wieder eine starke Führungsperson zurückwünschen. Wohin diese autoritäre Sehnsucht nach einem starken Staat als Vaterfigur für die Nation geführt hat, sollte allen klar und damit eine Warnung sein. Oder wie es Johnny Mauser bei „Sei still“ noch einmal unmissverständlich klarstellt: „Sei still, wenn du was für Deutschland fühlst!“. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Insgesamt bleibt sich Johnny Mauser mit seinem neuem Longplayer ziemlich treu, ohne dabei jedoch sich bloß selbst zu kopieren. Nach seinen Auftritten im Kontext von Neonschwarz ist mir diese Art des Solo-Comebacks sehr willkommen. Wer schon immer Gefallen an Mausers Rap hatte und keine allzu großen Experimente erwartet, liegt mit „Mausmission“ goldrichtig.
[Audiolith 2017]