Die Ankündigung eines neuen Ihsahn-Albums dürfte so manchen Metal-Fan gefreut haben. Das musikalische Multi-Talent leistete schließlich nicht nur mit der Black Metal-Legende Emperor Pionierarbeit in dem Genre, sondern machte auch durch diverse Solo-Releases von sich reden. Dabei wagte sich der Norweger immer ein Stückchen mehr vom Black Metal und hin zu neuen Sounds.

„Ámr“, das mittlerweile siebte Solo-Album Ihsahns, ist da nicht anders und stellt einen kleinen Höhepunkt musikalischer Eigenständigkeit dar. An einigen Ecken hört man in der Tat noch die monoton-kalte Dreckigkeit Emperors heraus, Elemente anderer Stilrichtungen überwiegen jedoch deutlich: Von Prog, Math Rock, Synth und Metal ist quasi alles dabei. Man hört Ihsahn auf „Ámr“ in jeder Sekunde an, dass er in seiner langjährigen Musikkarriere nicht bloß Stile rezipiert, sondern diese wirklich analysiert und verinnerlicht hat. Nichts wirkt zufällig, sondern wunderbar durchdacht und aufeinander abgestimmt. Gerade für mich ist das eine sehr erfreuliche Erfahrung, schließlich habe ich seit einer gefühlten Ewigkeit Metal dieser Spielarten nicht mehr gehört. Besonders schöne Erinnerungen kamen mir bei „Arcana Imperii“, dessen Songstruktur mich stark an die späten Mastodon sowie Textures erinnert. „Twin Black Angels“ hingegen klingt gerade in seiner ersten Minute dermaßen nach HIM, dass sich Ihsahn bald auf einen Anruf von Ville Valo einstellen sollte.

Anfangs nagte große Skepsis an mir, konnte ich den Ankündigungen zu „Ámr“ zunächst nicht viel abgewinnen. Doch wie so oft, wenn man sich auf Neues einlässt, erwartet einen doch ab und an eine echte Überraschung. „Ámr“ ist genau das. Jeder Mensch, der auch nur ansatzweise etwas mit Metal und allen ihm halbwegs verwandten Spielarten etwas anfangen kann, sollte hier zugreifen.

[Spinefarm Records/Universal 2018]