Fahnenmeer, Autokorsos, Public Viewing. Bah. Sich diesem Event zu entziehen scheint dieser Tage unmöglich. Sind ja nur ein paar Wochen, sagen die einen. Na und? Als ob Nationalismus nicht sonst schon scheiße genug ist. Aber egal. Wenn ich eins nun wirklich nicht mehr erörtern möchte, dann die Frage, ob ein „gesunder“ und „unverkrampfter“ Patriotismus mit oder ohne Party-Charakter nicht doch irgendwie okay sei.
Auch Henry Fonda kriegen bei allen Formen der Vaterlandsliebe einen Kackreiz. Und was für einen! Die Berliner knüppeln und blasten 18 Songs in 15 (!) Minuten herunter, was zur Folge hat, dass die B-Seite gar nicht bespielt ist. Sehr geil, denn jedes Album, was in den Sparten Grind, Crust oder Powerviolence die 20-Minuten-Marke knackt, ist sowieso Doom oder viel zu sehr Mastodon. Auch textlich ist bei „Deutschland, du Täter!“ der Name Programm : Egal ob Gentrifizierung („Nie wieder Doppelhaushäften“), wirtschaftliche Ausbeutung („Collective seizure“) oder Rassismus („Greyscale“), man kotzt sich so ziemlich über jede politische Schieflage aus. Aber auch Hipster und Szenepolizisti_innen bekommen ihr Fett weg. Anspieltipp: „Good night slim pride“.
Wer ein Ohr riskieren möchte, kann sich „Deutschland, du Täter!“ für lau auf Bandcamp herunterladen. Ich empfehle natürlich (wie immer) den Griff zum physischen Tonträger aus Vinyl. Dieser ist mit maximal 12 Euronen nicht nur preiswert, sondern kommt auch in drei optisch schmucken Ausführungen daher. Und der wichtigste Grund für die Faulen unter uns: Bei 15 Minuten Spielzeit muss man nicht mal die Platte umdrehen.
[Nerdcore Records 2013]