Dass Haszcara längst kein Geheimtipp mehr ist, sollte ich eigentlich nicht mehr erwähnen müssen. Dennoch passiert es mir immer wieder, dass ich auf Leute treffe, die von der Rapperin noch nichts gehört haben. Wie das sein kann, ist mir zwar schleierhaft, aber wenigstens kann ich ihnen dann wärmstens eine großartige Künstlerin empfehlen.

Der Umstand, dass ich Haszcara seit geraumer Zeit richtig feiere, findet auch mit der neuen EP „Hautnah“ kein Ende – im Gegenteil. Ihre vier neuen Tracks gehen – so kitschig das klingen mag – allerdings nicht nur nah an die Haut, sondern straight darunter. Egal ob es um ihre Vorstellung einer guten Beziehung („Riker“) geht oder den Umstand, dass man auch (oder gerade) als gefeierte Künstlerin von Hater*innen mit Scheiße beworfen wird („Niemand der so redet“) – so persönlich gab’s die ohnehin schon persönliche Haszcara noch nie. Neben dem zweisprachigen „Hautnah“ sticht aber besonders der Übertrack „Schon lange“ als selbstbewusste Ansage heraus. Die Rapperin kotzt zurecht über die überhand nehmende Vergleicheritis bei Künstler*innen, die sich vor allem bei Spotify und Konsorten ganz praktisch marktwirtschaftlich beobachten lässt. Umso cooler ist es, dass Haszcara im auslaufenden Track eine ganze Reihe weiblicher Künstler*innen nennt, die eben nicht als Vergleich dienen sollen, sondern alle auf ihre Weise besonders sind. Unique in unity, sozusagen.

Wie schon gesagt, persönlicher war Haszcara auf ihren Releases noch nie, das gleiche gilt für die musikalische Ebene. Die vier Tracks auf „Hautnah“ sind unglaublich dicht und stehen quasi sinnbildlich für den EP-Titel. Haszcara bleibt Haszcara bleibt Haszcara. Und damit einfach großartig.

[Audiolith 2020]