Nicht nur unter szenekundigen Menschen dürfte es sich herumgesprochen haben, dass Uncle M ein Händchen für diverse Subgenres des Punks hat. Von diesem Umstand zeugt nicht nur die bloße Zahl der einschlägigen Releases in den letzten Jahren, sondern auch deren im Schnitt beachtliche Qualität. Das gilt insbesondere für junge und aufstrebende Bands, die durch das Indie-Label hin und wieder einer größeren Hörer*innenschaft zugeführt worden sein dürfte. Zumindest scheint das ein nachvollziehbarer Anspruch von Uncle M zu sein.

Mit Hal Johnson schickt der Punk-Onkel eine weitere Band in die Welt, um auch Menschen abseits seiner klassischen Klientel abzuholen. Hierfür ist der poppige Punk, den die Jungs aus Greven bei Münster zum Besten geben, durchaus geeignet. Zugegeben, Hal Johnson zimmern auf ihrem Debütalbum „Seasons“ zugängliche und nachvollziehbare Songs, die nicht lange fackeln. Nichtsdestotrotz bleiben diese nicht wirklich nachhaltig in meinem Gehörhang, dafür gehen die Jungs irgendwie zu sehr auf Nummer sicher. Gerade in poppigen Punk-Gefilden muss man selbstredend nicht ständig das Rad neu erfinden, dieser Spielart den eigenen Stempel aufdrücken dürfte aber drin sein. Diesen Umstand vermisse ich bei Hal Johnson ein wenig, und so plätschern die elf Songs zwar angenehm, aber nicht wirklich nachhaltig durch meine Kopfhörer. Bei „Party Nights“ kommen noch American Pie-gelagerte Erinnerung an Sum 41 und Blink-182 hoch, ansonsten hätte „Seasons“ durchaus mehr Bums vertragen können. Für die klanglich-technische Ebene gilt das freilich nicht, hier haben Lukas Kroll als Produzent, Bastian Hartmann (Mixing, u.a. Adam Angst, Fjord) und Hauke Albrecht (Mastering, u.a. Turbostaat) großartige Arbeit geleistet.

Hal Johnson halten auf „Seasons“ ein solides Niveau ihres Genres, viel mehr aber leider auch nicht. Leute, die jede Pop Punk-Platte im Regal stehen haben, können sich das Album auf alle Fälle zulegen, auch wenn sie keine große Neuerung erwarten dürfen. Die Spielfreude und das Gefühl für eingängige Songs ist bei Hal Johnson ohne Frage vorhanden, auf der nächsten Veröffentlichung würde ihnen aber ein wenig mehr Eigenständigkeit sehr gut stehen. Ich bleibe auf jeden Fall neugierig!

[Uncle M 2020]