Könnt ihr euch noch an die Zeit erinnern, in der MTV noch kein Pay-TV war? Nicht, dass damals alles besser war, aber der Sender dürfte auf den Musikgeschmack so mancher Person einen ordentlichen Einfluss gehabt haben. Besonders erfolgreich dürften in dieser Hinsicht jene Shows gewesen sein, die neben ihrem eigentlichen Zwecks jede Menge Bands als „musikalische Schleichwerbung“ eingestreut haben. „Viva La Bam“ ist da ein gutes Beispiel: Während der Jackass-Kindskopf Bam Margera seinen Eltern das Leben zur Hölle gemacht hat, war die Show eine wunderbare Gelegenheit für fernsehsüchtige Jugendliche, ein paar Musik-Tipps in puncto Hard Rock und Metal zu bekommen.

Eine dieser Bands, die auf diese Weise bei mir aufloppte, war Godsmack. Die Band aus Boston passte tatsächlich genau in Bam Margeras Beuteschema: Harte Riffs und ein Sound, der sich irgendwo zwischen Metal, Grunge und Hard Rock bewegte. Fans, die nun verständlicherweise mit großer Spannung das neue Album erwarten, dürfen aufatmen: Auch „When Legends Rise“ wurde genau nach diesem Rezept zubereitet. Noch immer sind die Songs krass eingängig. Noch immer wissen Godsmack, wie man Songs schreibt. Und noch immer macht die Band um Sänger Sully Erna Musik, die in jedem Videospiel laufen könnte. Trotzdem, und das sage ich jetzt als Nicht-Fan, wirken Godsmack für mich ein klein wenig aus der Zeit gefallen. Technisch ist alles auf hohem Niveau, aber irgendwie ist mir „When Legends Rise“ eine Spur zu glatt, die Songs zu berechenbar. Ihre wahren Stärken offenbart die Band in stark rifflastigen Songs wie „Eye of the Storm“, die zugegebenermaßen ziemlich grooven. Letztendlich stelle ich aber fest, dass Godsmack ihr musikalisches Prinzip konsequent durchgezogen haben. Eine beachtliche Leistung, wenn man bedenkt, wie viele Konzerte und Veröffentlichungen die Bostoner seit ihrer Gründung im Jahr 1995 auf dem Buckel haben.

Nostalgiker*innen und Fans können bedenkenlos zugreifen, aber auch jene, die an Disturbed oder Shinedown Gefallen finden, dürften begeistert sein. Wer mit Hard Rock und Kitsch eh nicht so kann, wird mit „When Legends Rise“ wohl eher nicht warm werden. Dem Erfolg von Godsmack wird das aber keinen Abbruch tun, eher im Gegenteil. Wir dürfen uns wohl noch auf einige ihrer Songs in Videospielen einstellen.

[Spinefarm Records 2018]