Wenn wegweisende Bands eines Genres abtreten, hinterlassen diese erstmal ohne Frage eine Lücke. Während dieser Umstand ihren Kultfaktor noch weiter nach oben schraubt, passiert es früher oder später, dass sich die Mitglieder dieser Bands in neuen Formationen tummeln oder Solo-Pfade einschlagen. Die Promo hierfür gründet sich dann meist auf der Referenz der vorherigen Band, was meiner Meinung nach in wenigen Fällen gut funktioniert und in vielen Fällen fürchterlich in die Hose geht. Man denke nur an diese peinliche Seifenoper um die Band-Marke Black Flag zwischen Greg Ginn und dem Ableger Flag, der sich aus ehemaligen Mitgliedern rekrutierte.

Man schwankt also meist zwischen zwei Extremen, was neue Projekte ehemaliger Bandmitglieder abgesägter Legenden-Bands angeht. Bei Glen Matlock, der mit „Good To Go“ ein neues Solo-Album veröffentlicht hat, fällt mir diese Einordnung ziemlich schwer. Mit Earl Slick (David Bowie) und Slim Jim Phantom (Stray Cats) hat das Gründungsmitglied und Ex-Bassist der Sex Pistols zwar durchaus namhafte Features am Start, aber das allein reicht noch nicht als Argument. Musikalisch bewegt sich Matlock nicht mehr auf den Pfaden der Punk-Legenden, sondern hat es sich irgendwo zwischen Rockabilly, Country, Blues und Rock’n’Roll bequem gemacht. Die Songs des Albums sind durchaus solide gespielt – mehr aber auch leider nicht. Dass Matlock ein begnadeter und professioneller Musiker ist, kann ich selbstredend nicht abstreiten, allerdings ist es allein dieser Umstand, der „Good To Go“ davor bewahrt, nicht komplett in der Bedeutungslosigkeit verloren zu gehen. Für den Moment des Hörens kann ich den Songs durchaus etwas abgewinnen, so richtig im Gehörgang hängen bleiben diese aber nicht.

Genre- und Die Hard-Fans des Musikers dürften relativ bedingungslos hinter der Platte stehen, mich vermag sie allerdings nicht umzuhauen. „Good To Go“ ist der perfekte Soundtrack für die lokale Szene-Kneipe, in denen Nieten-Kutten, Koteletten und Pomade-Tollen sich gegenseitig zuprosten und darüber lamentieren, dass „ihre“ Version des Punks vielleicht wirklich tot sein könnte. Ein bisschen deprimierend eigentlich.

[Peppermint 2018]