Flash Forward waren zumindest namentlich schon eine ganze Weile auf meinem Radar. Ihr letztes Album „Revolt“, welches vor knapp zwei Jahren erschien, ging mir im Alltagsstress leider durch die Lappen. „Golden Rust“, der neue Longplayer der Band aus dem Ruhrgebiet, sollte mir nun eine neue Gelegenheit geben. Und da wären wir.
Ein Umstand, den Rezensent*innen der letzten Platte immer wieder hervorgehoben haben, ist die schon fast unverschämte Eingängigkeit des Quartetts. Dem ist auch mit Blick auf den neuesten Output nichts hinzuzufügen: Die Platte funktioniert nicht nur, nein, sie verkörpert dieses Prinzip. Das ist in jedem Fall ein Alleinstellungsmerkmal, aber gleichzeitig auch ein bisschen ein Fluch. Ich bin bei „Golden Rust“ nämlich so hin- und hergerissen wie schon lange nicht mehr bei einer Platte. Der Opener „Shoot Me Down“ legt einen ziemlich geilen Start hin, weil er mit viel Groove und einer guten Prise The Bronx voll nach vorne geht, aber dennoch mehr Melodien als bei besagter Referenz vorhanden ist. Als ebenfalls großartig entpuppt sich „It Doesn’t Hurt To Dream“, auf das sogar die aktuellen Against Me! neidisch wären. Songs wie diese funktionieren so unglaublich gut, sodass ich mich frage, warum Flash Forward diese Schiene nicht weiter durchgezogen haben. Songs wie „Give Me All Your Love“ beispielsweise klingen nämlich vergleichsweise weichgespült und erinnern eher an ziemlich poppige Papa Roach. In negativer Hinsicht toppen kann das nur „Dancing In The Dark“, das schon fast ein bisschen nach Sunrise Avenue klingt. Wenn eine Band so klingen möchte, ist das selbstverständlich absolut in Ordnung. Nur verstehe ich es im Fall von Flash Forward nicht so ganz, da sie einen deutlich rotzigeren Weg einschlagen könnten – und zwar ganz ohne ihre großartige Eingängigkeit einzubüßen.
„Golden Rust“ ist für mich ein eher durchwachsenes Album, und das ist nicht nur in musikalischer Hinsicht schade. Schließlich haben die Songs durchaus einen substanziellen Unterbau: In der zeitgenössischen Hektik und Schnelllebigkeit arrangieren wir uns ständig mit Kompromissen und Notlösungen, ohne diese manchmal fundamental zu hinterfragen. Hier gibt es vermutlich nicht nur für junge Erwachsene ein hohes Identifikationspotenzial. Wenn diese Texte aber in teilweise viel zu schnörkellosen Songs stecken, hilft das alles nichts. Insofern ist der Albumtitel durchaus passend gewählt: Unter einer Schicht glänzender Makellosigkeit schlummert eine gewisse Räudigkeit, die aber nur selten zum Vorschein kommt. Gold-Typen werden mit Flash Forwards neuer Platte großen Spaß haben, Rost-Fans sollten eher The Bronx hören.
[Uncle M 2019]