Ein bisschen erschrocken bin ich schon, als ich den Promotext zu Easy Octobers neuem Album „Tangled Up In Black“ gelesen habe. ABBA? Diese Referenz machte mir etwas Angst, aber nach einigen Durchläufen kann ich aufatmen. Der Anteil an 70er-Pop ist doch erfreulich niedrig.

Ansonsten fällt es mir allerdings schwer, passende Referenzen für die vierköpfige Indie-Band aus dem schwedischen Göteborg zu finden. Zum einen zeigt mir das mal wieder, wie unbewandert ich außerhalb meiner üblichen musikalischen Gefilde doch bin. Zum anderen nehme ich den Sound solcher Bands erst mal ganz anders auf und stelle nicht gleich Vergleiche an. Dadurch wirken Easy October auf mich als Laie erst mal sehr unverbraucht und individuell. Tatsächlich erinnern mich die Schweden gerade stimmlich entfernt an Ryan Adams, welcher dank meines sehr musikaffinen Elternhauses zum Hintergrundrauschen meiner späten Jugend wurde. Genau wie der US-Amerikaner klingen Easy October an allen Ecken und Ende nach Folk und Americana, allerdings kommen die Schweden deutlich verspielter rüber. „Stay with me“ zum Beispiel ist ein lupenreiner (und sehr ausufernder) Pop-Song, der das Album zum Schluss nochmal angenehm auflockert. Wer einen repräsentativen Querschnitt des Band-Sounds haben möchte, sollte sich unbedingt „Keep Calling You My Friend“ zu Gemüte führen.

Wenngleich mich Easy October nicht direkt umhauen, lassen sie mich persönlich an sehr schöne und angenehme Zeiten zurückdenken. Und in manchen Momenten ist das mehr wert als jedes Genre.

[Adore Music 2018]