Fred Durst hat angerufen, er will seine groovigen Parts zurück. So ähnlich fühlt es sich an, wenn man „23“, den neuen Longplayer der Chicagoer Band Drowning, auf die Ohren bekommt. Bereits der Opener „Danny Gunz“ klingt wirklich krass nach Nu Metal und dem Groove der 2000er, ohne allerdings zu einer bloßen Kopie von Limp Bizkit zu verkommen. Dieses Prinzip zieht sich auch weiter durch die Platte, jedoch erinnern Drowning mit jedem Song immer mehr an eine härtere Version von Deez Nuts. Nicht nur musikalisch, auch stimmlich dürfte so manche*r verblüfft sein, wie nah man an JJ Peters und seine Band herankommen kann.

„23“ macht ohne Frage großen Spaß, besonders der Song „Burnin Alive“ bekommt noch ein paar Deathcore-Nostalgie-Punkte oben drauf. Alles in allem spielen Drowning Hardcore, der besonders live zünden dürfte. All das, und um diesen Punkt komme ich leider nicht herum, nützt alles nichts, wenn man inhaltlich beziehungsweise bildlich Scheiße vermittelt. In Sachen Sexismus stehen Drowning ihren Vorbildern Deez Nuts nämlich leider in nichts nach, zumindest wenn man sich das Video zu „Burn For Eternity“ anschaut. Cringy as fuck. Auch in den anderen Musikvideos sind die Rollen eindeutig verteilt: Es sind stets Männer zu sehen, die sich wahlweise mit Schlägen und Tritten oder auch Stühlen im Pit regelrecht verprügeln. Mir ist klar, dass diese Songs mitunter schon ein paar Jahre alt sind, aber von einer ernsthaften Auseinandersetzung mit den Botschaften kann bei der Band keine Rede sein. Eigentlich sehr schade, wenn man bedenkt, dass die Musik definitiv stimmt. Warum man als Hardcore-Szene prügelnde Männer und Tough Guys (die leider Normalität auf Hardcore-Shows geworden sind), die Frauen eher als schmückendes Beiwerk sehen, supporten oder in Schutz nehmen sollte, erschließt sich mir nicht. Vor allem sollen diese Leute dann bitte nicht mit dem Argument kommen, Hardcore sei ein toleranter Rückzugsort für alle. Ja, Hardcore kann, darf und soll weiterhin ein Ventil sein. Aber das geht auch, ohne sich gegenseitig die Schnauze blutig zu hauen und Frauen auf ihren Körper zu reduzieren. Ich weiß, für viele eine leidige Debatte, alleine dieser Umstand ist bezeichnend. Aber wozu Werte, wenn man nicht nach ihnen lebt?

[Demons Run Amok 2018]