Dita von Teese dürfte vielen nicht unbedingt in einem musikalischen Kontext bekannt sein, wenngleich sie in der Vergangenheit bereits der südafrikanischen Rap-Combo Die Antwoord („Gucci Goochie“) sowie dem Synthpop-Duo Monarchy („Disintegration“) Gesangsbeiträge beigesteuert hatte. Vielmehr hat sie ihre Karriere als Tänzerin, Schauspielerin und Model begründet, schließlich gilt sie als zeitgenössische Vertreterin des New Burlesque. Ihre Ankündigung, Mitte Februar 2018 ein Debüt-Album mit dem Titel „Dita von Teese“ zu veröffentlichen, sorgte in den Musikmagazinen sowie den Feuilletons der Tages- und Wochenzeitungen für Aufsehen. Eine Künstlerin, die gleich in mehreren Kunstsparten aktiv ist, will es jetzt auch musikalisch wissen? Kann das gut gehen?
Um es kurz zu machen: Ja, im Fall von Dita von Teese tut es das. Zugegebenermaßen, anfangs will man an diesen Umstand noch nicht so recht glauben. Schließlich schmachtet und haucht Dita von Teese so leidenschaftlich mal auf Englisch, mal auf Französisch ins Mikro und verbreitet in ihren Songs dabei so offensichtlich erotische Vibes, dass es an einigen Stellen schon etwas überzeichnet, wenn nicht gar klischeehaft wirkt. Gerade die erste Hälfte des Albums ist echt seicht und kitschig, fast nur Fans schmachtenden Pops dürften daran ihre Freude haben. Ab der zweiten Hälfte entfaltet das Album jedoch seine wahren Stärken, was nicht unwesentlich an Sébastien Tellier liegen dürfte. Der französische Singer/Songwriter kreiert auf von Teeses Debüt-Album zusammen mit Keyboarder John Kirby und Drummer Daniel Stricker (Midnight Juggernauts) einen verspielten Synthpop-Sound, der besonders in der letzten Hälfte des Albums seine Stärken ausspielen kann. Songs wie „Dangerous Guy“ oder „The Lunar Dance“ sind nämlich so verdammt tanzbar und mitreißend, dass ich nicht so recht verstehe, warum deren Vibes nicht schon in den ersten Songs zum Tragen kommen. Ebenfalls ein Ohr wert: „Parfum“ sowie „Fevers and Candies“. Diese beiden Songs versinnbildlichen im Grunde genau das, wofür Dita von Teese als Kunstfigur steht, ohne dabei übermäßig klischeebeladen zu wirken.
In der Pressemitteilung zur Ankündigung des Albums wird Dita von Teese mit folgenden Sätzen zitiert: „Ich bin keine professionelle Sängerin. Es ist sogar so, dass es mich sehr verunsichert meine eigene Stimme aufzunehmen. Aber ich habe großen Spaß an diesem Thrill, Dinge zu tun, die sich außerhalb meiner Komfortzone bewegen.“ Mit der Musik scheint von Teese eine weitere Kunstform erfolgreich für sich entdeckt haben. Wie sehr sich dieser Schritt gelohnt hat, möchte ich hiermit ganz nachdrücklich bekräftigen!
[Record Makers 2018]