Was deutschsprachiger Rap in den letzten drei bis vier Jahren an Releases vorzuweisen hat, ist zumindest quantitativ beachtlich. Über die Qualität der Veröffentlichung lässt sich sicher streiten, zudem haben Zugezogen Maskulin mit „Alle gegen alle“ die Messlatte ziemlich hoch gelegt. Entsprechend schwer haben es Newcomer, in diesem Bereich Fuß zu fassen oder gar aus der Masse herauszustechen.

Und an dieser Stelle kommt mal wieder das Hamburger Qualitätslabel Audiolith ins Spiel. Deren neues Pferd im Stall hört auf den Namen Destroy Degenhardt und kann Rap. Aber so richtig. Der Düsseldorfer zelebriert auf „Das Handbuch des Giftmischers“ schleppende, düstere Beats und entführt uns in einen wohligen musikalischen Rausch. Für Audiolith-Verhältnisse ist Destroy Degenhardt erstaunlich wenig politisch, an Tiefgang fehlt es den Texten aber trotzdem nicht. Diesbzeüglich kann das „Destroy“ im Namen durchaus als Leitmotiv gelten: Narzissmus, Rausch und Selbstzerstörung fügen sich als Themenkomplexe perfekt in den Sound ein. Dabei begibt sich Destroy Degenhardt aber nicht auf das Ich-bin-so-krass-weil-ich-immer-so-druff-bin-Niveau, vielmehr wird auf wunderbare Weise mit dem ständigen Drang nach Profilierung und Selbstaufwertung abgerechnet („Das bisschen Schlagseite macht dich nicht zum Drogenwrack“). Neben „Puaka Starlight“ gehört vor allem „Fuchur 2“ zu meinen Höhepunkten des Albums, nicht zuletzt weil es durch das Feature von Koljah (Antilopen Gang) bereichert wird. Spätestens wenn man diesen Track gehört hat, zeigt sich, wie sehr sich Destroy Degenhardt mitunter im Dunstkreis der frühen Solo- bzw. Combo-Projekte der Antilopen-Mitglieder bewegt. „Publikumsbeschimpfung“ und „Aschenbecher“, anyone? Dass der Düsseldorfer (noch eine Parallele!) zudem nicht nur nach Marteria und Pyro One, sondern auch nach Danger Dan klingt, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.

Kurzum: Destroy Degenhardt gelingt ein wunderbarer Rundumschlag, der nicht nur die Audiolith-Fanbase beglücken, sondern auch weitere Kreise ziehen dürfte. Und sollte. Ach was sage ich da, muss!

[Audiolith 2017]