Bei all dem Scheiß, der uns alltäglich umgibt, fällt es nicht immer leicht, gute Laune zu haben und die Hoffnung nicht zu verlieren. Besonders die politischen Verhältnisse machen mich persönlich des Öfteren ziemlich wütend. Dass heute bestimmte politischen Positionen verhandelbar scheinen, die noch vor wenigen Jahren völlig indiskutabel waren, ist nicht zuletzt der AfD zu verdanken. Daher begrüße ich es immer wieder, dass auch beziehungsweise vor allem Musiker*innen diesen Umstand scharf kritisieren und gegen die autoritäre Wende vorgehen.

Und hier kommen Destination Anywhere ins Spiel. Die achtköpfige Band aus Siegen hat genau für die Momente, in denen das Im-Strahl-kotzen wegen Kartoffel-Almans langsam Überhand nimmt, die richtigen Songs in petto. Irgendwo zwischen Pop Punk und Ska ballern sich die Jungs seit 2006 durch die Festivals der Republik und haben sich zweifelsohne einen Ruf als Party-Band erspielt. Für Außenseiter*innen, wenn man ihrem selbst auferlegten Anspruch glauben darf und ihren Songs glauben darf. Gerade letztere offenbaren jedoch das große Hitpotenzial von Destination Anywhere: „Außenseiter“, dessen Titel im Grunde für sich selbst spricht, hat durchaus seine Feine Sahne Fischfilet-Momente. Auch die bereits im Vorfeld vorgestellte Single „Behindert sein ist schwul“ überzeugen nicht nur in musikalischer Hinsicht, zumal die klare politische Botschaft vom Musikvideo unterstrichen wird. Warum eine Band mit emanzipatorischem Anspruch (zumindest empfinde ich Destination Anywhere als eine solche) allerdings eine Burka als ähnlich unproblematisch wie einen Burgunder empfindet, erschließt sich mir nicht. Religionskritik geht schließlich auch ohne Rassismus.

Die Grundstimmung vermag dies jedoch nicht zu trüben. Wer gerne das Tanzbein zu schneller, eingängiger Musik schwingt und kein Problem mit teils etwas trivialen Texten („Astronaut“) hat, wird mit Destination Anywhere großen Spaß haben. Hätten Rantanplan einen kleinen, hyperaktiven Bruder, hieße dieser ganz sicher Destination Anywhere.

[Uncle M/Cargo Records 2018]