Dieser Moment, wenn sich Musik genau richtig anfühlt. Wenn einfach alles passt, der Sound dich einnimmt und für einen Moment alles um dich herum vergessen lässt. Jede*r kennt das, auch wenn die jeweilige Auswahl der Musik natürlich stark individuell ausfällt. Umso erstaunlicher ist es daher gerade für mich, dass ich dieses „Alles richtig“-Gefühl bei der neuen EP der britischen Pop-Combo Dahlia Sleeps habe. Auch wenn ich Pop nicht gänzlich abgeneigt bin, sind meine persönlichen Erwartungen immer höher als bei einer Hardcore-Platte.

Wie dem auch sei. „Love, Lost“, der neue Streich der Band, ist die musikalisch gewordene Version von Marmelade und Erdnussbutter, Gin und Tonic oder Sommer und kaltes Bier. Ach, ihr wisst, was ich meine. Sphärisch-elektronischer Sound mit unaufgeregten, aber doch treibenden Beats trifft auf zarten, beinahe souligen Gesang und zeigt, wie wunderbar im Detail unterschiedliche Ansätze harmonieren können. Dass „Love, Lost“ musikalisch keine bahnbrechende Neuheit ist, macht in diesem Fall gar nichts. Denn wie so oft gilt: Solange etwas wirklich gut gemacht ist, kann es mir bums sein, wie oft es gut gemacht wird. Die Pop-Konsument*innen scheinen das ähnlich zu sehen, hunderttausende Klicks und Plays auf den bekannten Streaming-Portalen sowie ausverkaufte Shows sprechen in diesem Fall für sich.

Dahlia Sleeps zeigen mit ihrer unaufgeregten Herangehensweise, dass Pop nicht immer das Rad neu erfinden muss, um zu funktionieren. Was „Love, Lost“ aber zu einer wirklich herausragenden EP macht, ist die perfekte Symbiose zweier (oder mehrerer) musikalischer Perspektiven. Davon zeugt auch das Cover der EP, das zwei nackte Körper unterschiedlicher Hautfarbe zeigt, die sich aneinander schmiegen. Nur weil etwas auf den ersten Blick anders aussehen oder fremd erscheinen mag, kann beides zusammen Erstaunliches und Schönes hervorbringen. Cheesy? Vielleicht ein bisschen. Treffender lassen sich Dahlia Sleeps aber wohl kaum beschreiben. Am besten überzeugt ihr euch einfach selbst von den Qualitäten der Band. Es lohnt sich.

[ferryhouse productions 2018]