Immer wenn mir eine Band außerhalb meiner US-/westeuropäischen Genre-Blase vor die Füße fällt, merke ich, wie himmelschreiend ignorant ich teilweise durch die Musiklandschaft schreite. Zumindest, wenn ich Spanien als Beispiel nehme. Außer den musikalisch und politisch schrecklichen Ska-P kenne ich praktisch keine Acts der dortigen Szene. Ein Umstand, der sich dringend ändern muss.

Und an dieser Stelle kommen Blowfuse ins Spiel. Die Band aus Barcelona prägt seit ihrer Gründung 2013 maßgeblich die spanische Punk-Szene und zählt zu den aktivsten Band im Land. Ich brauche nicht lange, um das nachvollziehen zu können: Kaum habe ich ihren neuen Longplayer „Daily Ritual“ auf den Ohren, bin ich ganz verzückt. Das Album ist beinahe ein Musterstück eingängigen Punk Rocks, das aber nicht nur schnelle Riffs zu bieten hat, sondern musikalisch erfrischend vielseitig daher kommt. Zwar haben Blowfuse einen deutlichen Hang zu oldschooligem Kram, schließlich erinnern ihr Faible für’s Skaten und der groovige Sound teilweise stark an Suicidal Tendencies. Allerdings spielen noch weit mehr Elemente eine Rolle im Sound der Band. So finden sich neben Grunge-Fragmenten auch deutliche Referenzen an Klassiker wie Descendents, Pennywise und sogar die Red Hot Chili Peppers. Was „Daily Ritual“ aber wirklich besonders macht, ist der schon fast unverschämte Grad an Eingängigkeit jedes verdammten Songs. Ich meine, wie kriegt man einen Song wie „Bad Thoughts“ jemals wieder aus dem Gehörgang? Und als ob das nicht genug wäre, wartet der Song mit einem Video auf, dessen 2000er Jahre-Nu-Metal-Ästhetik mich in positiv-nostalgischer Hinsicht schmunzeln lässt.

Blowfuse waren zu meinem Ärger viel zu lang nicht auf meinem Radar, aber das ist jetzt glücklicherweise vorbei. „Daily Ritual“ macht unglaublich Spaß und darf, ach was sage ich, muss daher hinsichtlich seines Titels unbedingt wörtlich genommen werden.

[Long Beach Records Europe/Broken Silence 2019]