Mittlerweile, und das liegt nicht zuletzt an Trve Love und den Promoter*innen, die uns beinahe täglich mit neuer Musik versorgen, habe ich ein wirklich differenziertes Verhältnis zu Pop-Musik. Das war vor einigen Jahren keine Selbstverständlichkeit, was mir heute aber tatsächlich umso mehr leid tut. Jedenfalls scheine ich guten Pop schnell zu erkennen, auch wenn das letztendlich natürlich eine sehr subjektive Angelegenheit ist.
Nun hat das neue Jahr gerade erst begonnen, aber schon jetzt werden es zukünftige Pop-Releases sehr schwer haben, sich mit einer Scheibe zu messen: „Believe Us“ von At Pavillon ist nämlich, so viel sei an dieser Stelle gleich gesagt, ein wirklich einzigartiges Album. Man könnte es schon fast perfekt nennen, aber nicht in dem glattgebügelten, sterilen Sinne, wie man es von Pop-Alben leider häufig kennt. Die elf Songs der Platte sind dermaßen stimmig und nachvollziehbar, dass man sich wundert, warum man vorher eigentlich kaum was Vergleichbares im letzten Jahr vernommen hat. At Pavillon schaffen es nämlich mit ihrem mitreißenden Indie-Vibe, auch alle noch so verkrampften Ellenbogenverschränker*innen zum Tanzen zu bringen. Da können Kraftklub noch so sehr dagegen ansingen, nie war man so etwas wie Indie-Disko näher als mit At Pavillon. Doch nicht nur die Klangästhetik der Band stimmt, auch textlich zeigt sich der multikulturelle und nationale Background der Musiker*innen (Deutschland, Österreich, Iran und Tansania), wenn sie in ihren Songs Rassismus, Gender Equality, Flucht und Migration thematisieren. Das alles kommt zum Glück ohne nerviges Moralisieren aus, was bei politischen Texten leider keine Selbstverständlichkeit ist.
Fassen wir zusammen: „Believe Us“ könnte so etwas wie die perfekte Symbiose aus Pop-Musik und gehaltvoller, politischer Texte sein. Ein Spagat, an dem sich so manche versucht haben, in meinen Augen und Ohren jedoch ohne Erfolg. Kann man At Pavillon mit Blick auf den Albumtitel also glauben? Scheiße ja, man kann!
[LasVegas Records 2019]