„Aerial Salad started as a dream, that turned into a nightmare, that thankfully worked out a dream.” Vielleicht etwas pathetisch, aber mit diesen Worten beschreibt der Pressetext die junge Band aus Manchester. Konkret gemeint ist damit die Geschichte von Jamie Munro, eines jungen Punks, der so fasziniert vom legendären „The FEST“ in Gainesville war, dass er mit seinen zwei besten Freunden eine Band gründet, um genau dort zwischen all den großartigen kleinen Punk-Bands auftreten zu können. Als es dann schließlich soweit ist, geht der Auftritt aus so vielen Gründen in die Hose, dass Aerial Salad kurz davor sind zu zerbrechen. Doch glücklicherweise nimmt Wonk Unit-Frontmann Alex Johnson die jungen Briten unter seine Fittiche und unterstützt sie bei der Verwirklichung ihres Debüts „Roach“. Die Platte schlägt in der britischen Punk-Szene ein, der Erfolg oder zumindest der Status des Geheimtipps außerhalb des UK bleibt allerdings aus.
Doch mit „Dirt Mall“, dem neuen Streich des Trios, bietet sich eine neue Chance. Ich brauche nur wenige Riffs, um kopfschüttelnd zu denken: „Warum zur Hölle erfreut sich diese Band nicht auch in Deutschland oder am besten gleich überall größter Beliebtheit?“ Mehr oder weniger verkörpern Aerial Salad nämlich eine wirklich großartige Fusion aus Nirvana, einer kleinen Portion Title Fight und den frühen Gallows, als Frank Carter für letztere noch ins Mikro kotzte. Besonders deutlich wird das beispielsweise in „Romance“: Gerade im Refrain ertappe ich mich auch nach mehrmaligem Hören dabei, wie ich den Song auf „Orchestra of Wolves“ verorte.
Das Gainesville-Genre und seine großartige Bands in allen Ehren, aber ein wenig habe ich mich ohne Frage in den Sound von Aerial Salad verliebt. Eine so unaufgeregte und doch erfrischende Punk-Band habe ich schon lange nicht mehr erlebt, weshalb ich folgenden Appell an jene Menschen starten möchte, die mit den von mir genannten Bands etwas anfangen können: Kauft euch „Dirt Mall“ und/oder streamt das Ding bis zum get no! Ganz abgesehen von der aktuell ohnehin prekären Situation für Künstler*innen, Bands und all jene, die mit Musik zu tun haben verdienen es die drei Briten so sehr, dass sie endlich auch über ihre eigene Szene hinaus die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdammt noch mal verdienen.
[Roach Industries/Plasterer 2020]