PUP kommen für gerade mal vier Shows im April nach Deutschland? Und alle so: „Ohmeingottohmeingottohmeingott!“ Dass die Berlin-Show im muggeligen Cassiopeia stattfindet, unterstreicht den exklusiven Charakter zusätzlich. Also hin da, denn das Ding wird aus allen Nähten platzen. Außerdem haben die Kanadier Milk Teeth aus England im Gepäck – für mich erst recht ein Grund, der Show beizuwohnen.

Seit ein paar Tagen macht sich in Berlin der Frühling breit: Sonne, Temperaturen um die 20 Grad und mit Ostern ein langes Wochenende in Sicht. Die Stimmung könnte also nicht besser sein. Auch wenn Milk Teeth nur die Hälfte des ausverkauften Cassiopeia zum Tanz bitten können, ist die Laune der Leute tatsächlich prächtig. Die großartige Mische aus Punk und Grunge der Briten zündet sofort, und auch mein Kumpel, der mich begleitet und die Band bis dato nicht kannte, ist hin und weg. Ein Umstand, für den nicht zuletzt der Drummer verantwortlich sein dürfte. Noch nie habe ich einen Musiker dermaßen energiegeladen und im guten Sinne verrückt erlebt – das Publikum sieht es immerhin genauso. Auch wenn ich mich wirklich bemühe, meinen Blick auf die anderen beiden Bandmitglieder zu lenken, so recht gelingen will mir dies nicht. Nichtsdestotrotz macht das gesamte Set der Briten großen Spaß – Stücke wie „Brain Food“ und „Swear Jar (Again)“ kommen beim Publikum besonders gut an. Entsprechend werden Milk Teeth nach ihrem Set bejubelt, und es dürfte noch ein paar mehr außer mir geben, die durchaus noch Bock auf weitere Songs gehabt hätten. Ein würdiger Auftakt war das allerdings allemal.

Nur wenige Minuten später ist das Cassiopeia bis Oberkante voll, was mich mit Blick auf den wirklich famosen Auftritt der Vorband fast ein bisschen ärgert. Sei’s drum. Kaum betreten PUP die Bühne, ist die Meute kaum zu halten. Und nach den ersten Riffs sieht die Sache nicht anders aus, im Gegenteil. Die Kanadier haben leichtes Spiel: Leute stagediven und fliegen wie nicht gescheit durch den Raum, pogen wie besessen und singen beinahe jede Zeile mit, die Sänger Stefan Babcock ins Mikro schreit. In Momenten wie diesen wird mir immer wieder klar, wie gerechtfertigt der Hype um diese Band ist, denn das Gefühl, das den Raum füllt, ist pure Gänsehaut. Wenn Weltfrieden möglich ist, dann vielleicht auf einem PUP-Konzert. Aber genug des Kitsches: Nach einer guten Stunde sind die Kanadier leider schon am Ende ihres Sets, und selbst obwohl sich das vollgestopfte Cassiopeia in eine klebrige Sauna verwandelt hat, blicke ich in verschwitzte, aber überglückliche Gesichter. So manche*r mag zurecht verärgert sein, dass für das Konzert keine größere Location angedacht war. Doch auch (oder gerade) Bands wie PUP, die ohne Frage auch eine Nummer größer fahren könnten, leben von kleinen, intimen und schwitzigen Club-Shows wie diesen und dem entsprechenden Gefühl. Ein Eindruck, den man in großen Konzerthallen allzu oft vermisst. Aber an diesem Abend war die Welt in Ordnung.