„Dein Opa war ein Nazi, wir pissen auf sein Grab“. Real Talk! Schon der Opener „Dies Das Ananas“ macht deutlich, dass das Hip-Hop-Quartett um Johnny Mauser, Captain Gips, Marie Curry und Spion Y sein Herz am linken Fleck trägt. Etwas anderes hätte wohl auch niemand bei einer Veröffentlichung aus dem Hause Audiolith vermutet. Das Hamburger Indie-Label um Lars Lewerenz erlangte nicht zuletzt durch Bands wie Supershirt („8000 Mark“) und Egotronic („Raven gegen Deutschland“) auch außerhalb seiner linken Stammklientel große Bekanntheit. Ganz in dieser Tradition rappen und singen die „Schwizzys“, wie sie von ihren Fans liebevoll genannt werden, gegen alles, was nicht erst seit heute scheiße ist: Kapitalismus, Nation und Gentrifizierung stehen nicht nur zwischen den Zeilen stark in der Kritik. Besonders beklemmend ist der Track „2015“, welcher die erschreckende Konstanz der rassistische Mobilisierung vonseiten der AfD, Pegida und anderer Kartoffeldeutschen thematisiert.

Trotz all der Wut und Verzweiflung, die sich dem/der Hörer_in in einigen Tracks präsentieren, ist „Metropolis“ keinesfalls düster oder gar misanthropisch. Im Gegenteil: Kaum eine politisches Musikkollektiv verpackt linke Attitüde („Standstreifen“) und Hedonismus („Jogginghosentag“) so gekonnt in tanzbare Hip-Hop-Beats, ohne dabei belehrend zu wirken. Als Beispiel sei hier vor allem „Check Yo’Self“ ans Herz gelegt, dessen Cuts eine Hommage an Ice Cubes gleichnamigen Track sind. Fun Fact: Verantwortlich für den Beat des Neonschwarz-Tracks ist Farhot, der bereits die Beats für Haftbefehls „Chabos wissen wer der Babo ist“ beisteuerte. Muss ich echt noch mehr sagen?

[Audiolith 2016]